Sendlinger Dauer(b)renner

von Redaktion

Christopher Lannert trägt nach 15 Jahren wieder das Löwen-Trikot und findet es „überragend“

VON ULI KELLNER

München – Die Nachricht des Tages aus dem Hause Lannert – aus dem Mund von Larissa, 27, würde sie in etwa so klingen: „Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer. Mein Bruder Chris, der ist schon wieder richtig gut in Schwung. Die neue Saison wird supi – genauso wie das Wetter in den nächsten Tagen . . .“ Morgenradio-Sprech, der dem drei Jahre jüngeren Christopher fremd ist. Gefragt, was ihn von seiner Schwester, der Charivari-Moderatorin, unterscheidet, musste der 1860-Neuzugang schmunzeln. „Larissa kann unheimlich viel reden und erzählen. Wenn sie zur Tür reinkommt, sprudelt es direkt aus ihr raus. Bei mir müssen die Eltern erst mal fragen: Was hast du erlebt? Wie war’s im Training?“ Eine für ihn typische Antwort würde dann lauten: „Gut.“ Lannert, 24, räumt ein: „Vom Naturell her ist Larissa schon ein Gegenstück zu mir.“ Was ungefähr den Eindruck bestätigt, den die Reporterrunde in der 30-minütigen Kennenlernrunde gewonnen hatte.

Aber: Die Löwen haben den gebürtigen Münchner auch nicht aus Verl zurückgeholt, um im Vereinsradio eine Morgenschiene einzurichten. Sondern: Um die Problemposition rechts hinten in Michael Köllners 4-1-4-1-System hochklassig zu besetzen.

Empfohlen hat sich Lannert mit einer Saison, in der er sich den Ruf eines Dauer(b)renners erwarb: 37 Einsätze in Folge, alle über 90 Minuten – bis zu einer Gelbsperre am letzten Spieltag. „Es war eine anstrengende, harte Saison“, blickt Lannert zurück – im Wissen, dass ihn die Löwen auch deswegen geholt haben: weil er einer ist, der nicht nur marschieren, sondern auch Akzente in der Offensive setzen kann. „Ich würde mich schon als Dauerläufer bezeichnen“, sagt er: „Ich konnte schon immer laufen, mach’s auch gerne.“ Dazu habe er das Denken eines Flügelstürmers in sich – „weil ich bis vor drei Jahren nur vorne gespielt habe“.

Dabei ist Lannert kein Unbekannter an der Grünwalder Straße. In der E-Jugend trug er erstmals das Löwen-Trikot. Ein Trainer, „der mich nicht so mochte“, habe ihn vor dem Aufrücken in die U 10 vertrieben – ausgerechnet zum FC Bayern, „weil da ein alter Trainer war, den ich schon ewig kannte – und der mich mochte“. Der normale Reflex eines Neunjährigen. Weiter ging’s 2015 über die Stationen FC Augsburg II (bis 2020) nach Verl – und nun zurück in die Heimat, die Lannert vermisst hat, nicht nur das Kinderzimmer in Sendling, das er als gereifter Fußballer nun wieder bewohnt.

Lannert war direkt Feuer und Flamme, als ihn im April der Anruf von 1860-Coach Köllner erreichte, der kürzlich scherzte, an vielen Fernsehabenden im Mannschaftshotel „zum Verl-Experten“ geworden zu sein. „Es ist überragend, wieder hier zu sein“, sagt der Rückkehrer: „Man kommt an die Anlage und hat das Gefühl: Hier gehört man hin. Meine Familie ist in München, meine Freundin. Es ist einfach perfekt. Ich hätt’s mir nicht besser vorstellen können. Gerade wenn man mal woanders war, weiß man seine Stadt wieder viel mehr wertzuschätzen.“

Und welche Rolle traut Köllner dem NRW-Flüchtling zu? „Er ist ein offensiv denkender Außenverteidiger. Ich hab zuletzt ein Foto gesehen, auf dem er als kleiner Junge im Löwen-Trikot war – solche Leute brauchen wir.“ Larissa im Gute-Laune-Morgenradio, Christopher nachmittags im Stadion – viel los wieder künftig im Hause Lannert.

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