„De Ligt und Bayern? Das passt!“

von Redaktion

Aus einer kleinen Gemeinde in Holland kommen viele Fußball-Stars – auch der neue Wunschverteidiger des FC Bayern

München/Abcoude – Abcoude. Rund 20 Autominuten von Amsterdam entfernt befindet sich das beschauliche niederländische Örtchen. Überspitzt ausgedrückt: Hier werden Fußballstars produziert. Auf der Wall of Fame des FC Abcoude sind mittlerweile über 40 Kicker verewigt, die in der knapp 50-jährigen Clubgeschichte den Sprung vom Dorfverein ins Profigeschäft geschafft haben. Neben Edson Braafheid (39) auch Bayern-Wunschspieler Matthijs de Ligt (22), aktuell noch in Diensten von Juventus Turin.

„Er ist einer der Jungs aus unserem 6000-Einwohner-Dorf. Wir sind absolut stolz auf ihn“, schwärmt Winand Paulissen (53) im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Wirtschaftsprüfer ist seit zehn Jahren Vorsitzender des FC Abcoude. Die aktive Zeit von de Ligt im Verein erlebte er nur am Rande mit. Doch aus Erzählungen kennt er die ersten Schritte des niederländischen Innenverteidigers im Fußball ganz genau. „Er war eigentlich ein Hockeyspieler und kam im Alter von sechs Jahren nur über einen Freund, der ihn zum Training mitgenommen hatte, zu uns“, erzählt Paulissen. „Von diesem Moment an war er fußballbegeistert.“ De Ligt sei talentiert gewesen. „Und er war sehr enthusiastisch und wettbewerbsorientiert“, so der Club-Boss. „Menschen, die ihn von damals kannten, sind sich aber einig: Matthijs war schon als Kind ein echter Gewinner.“

De Ligt war groß, seinen Altersgenossen körperlich überlegen. Eben ein richtiger Verteidiger. Er zeichnete sich zudem durch seine Grundtechnik, sein Passspiel und seinen sauberen Schuss aus. Es dauerte nicht lange, bis größere Vereine auf ihn aufmerksam wurden. „Bei einem Spiel gegen Ajax Amsterdam fiel Matthijs auf“, sagt Paulissen. „Im Alter von neun Jahren wechselte er dann dorthin.“ Beim niederländischen Traditionsverein reifte de Ligt zum Topstar. Im November 2016 gab er sein Liga-Debüt, 2018 wurde er vom damaligen Ajax-Trainer Erik ten Hag (52/aktuell Manchester United) zum Kapitän ernannt. Ein Jahr später folgte der Wechsel zu Juventus Turin – für die gewaltige Ablöse von 85,5 Millionen Euro.

Normalerweise bekommen die Kindheits- bzw. Jugendvereine bei solchen Transfers eine dicke Ausbildungsentschädigung. Weil de Ligt allerdings nur drei Jahre für den FC Abcoude spielte, gab es für den Klub nur eine Mini-Summe. „Wir haben 1500 Euro erhalten“, verrät Paulissen.

Nun buhlt der FC Bayern intensiv um de Ligt. Sportvorstand Hasan Salihamidzic (45) war mit dem Technischen Direktor der Münchner, Marco Neppe (36), am Montag zu Verhandlungen bei Juve. Weitere Gespräche folgen. Aus Sicht des Abcoude-Chefs wäre ein Wechsel zum FC Bayern ein guter Schritt für den Abwehr-Star. „Bayern ist ein echter Spitzenverein. Die Münchner sind sehr gut organisiert und haben eine gute Atmosphäre. Zudem spielen sie immer um Titel, auch in der Champions League“, findet Paulissen. Bayern und de Ligt? „Das könnte gut passen. Als er bei Ajax war, war er Verteidiger mit guter Technik, Übersicht und super Passspiel. In Italien wurde er aber mehr und mehr zu einem Verteidiger. Heißt, er konnte seine technischen Fähigkeiten nicht zeigen. Bei Bayern wäre das anders“, meint Paulissen. Auch auf menschlicher Ebene würde der Wechsel nach München Sinn machen. Der Niederländer: „Der Club wird zwar auch FC Hollywood genannt. Aber ich bin der Meinung, dass die Spieler keinen Hang zur Überheblichkeit haben.“ Dies passe auch zu de Ligts Auftreten.

„Er ist ganz normal, sehr bodenständig“, betont Paulissen. „Seine Eltern wohnen noch immer hier. Wenn er Zeit hat und zu Hause ist, schaut er ab und an beim FC Abcoude vorbei. Sein Bruder Wouter spielt in der ersten Mannschaft. Manchmal kommt er zum Training oder zu den Spielen. Auch Freunde von ihm sind im Verein. Man kann ihn immer ansprechen und quatschen. Er ist wirklich ein netter Kerl.“ PHILIPP KESSLER

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