Dienst nach Vorschrift

von Redaktion

Lustlos-Auftritt von Robert Lewandowski beim ersten Training für die Bayern

VON PHILIPP KESSLER

München – Mittwochvormittag an der Säbener Straße: Die Bayern-Stars trainieren aus Marketinggründen in den neuen weißen Auswärtstrikots des deutschen Rekordmeisters. Auch Robert Lewandowski (33/Vertrag bis 2023). Ein Anblick, den der wechselwillige Stürmer nach seinen Aussagen, seine Geschichte mit Bayern sei vorbei, wohl selbst nicht mehr für möglich gehalten hatte …

Am Dienstag absolvierte Lewandowski die obligatorischen Checks im Krankenhaus Barmherzige Brüder und im Leistungszentrum des FC Bayern. Tags darauf stand für ihn das erste Team-Training nach seinem Familienurlaub auf dem Programm. Um 9.06 Uhr fuhr er in seinem Dienstwagen vor. Um 10.31 Uhr trottete er als letzter Münchner auf den Rasen.

Lewandowski absolvierte alle Übungen als Letzter und nie mit 100-prozentigem Einsatz. Mit seinen Noch-Kollegen tauschte er sich kaum aus. Nur Mittelfeldspieler Leon Goretzka (27) redete häufig mit Lewandoski. Beim Elf-gegen-Elf-Match blieb der siebenmalige Bundesliga-Torschützenkönig ohne Treffer. Bezeichnend: Weil sein Team verloren hatte, mussten die Spieler Liegestütze machen. Einzig Lewandowski hatte keine Lust dazu, holte sich stattdessen lieber ein Getränk am Golfcart der Zeugwarte. Um 12.16 Uhr war die erste Einheit des Tages zu Ende. Um 16 Uhr startete das zweite Training.

Körperlich war er zwar anwesend, doch mit den Gedanken dürfte er beim FC Barcelona sein. Problem: Die hoch verschuldeten Katalanen haben bis dato noch immer kein Angebot für den Polen abgegeben, das den Wünschen der Bayern-Bosse entspricht. Eine fixe Ablöse von 50 Millionen Euro stellen sich die Münchner vor – zehn Millionen mehr als bisher geboten.

„Barça kann Lewy nicht im Stich lassen, nachdem er sich öffentlich so geäußert hat“, sagt Barcelona-Experte Ramiro Aldunate von der spanischen Sportzeitung Marca zu unserer Zeitung. „Die Verantwortlichen des FC Barcelona werden versuchen zu feilschen, aber am Ende werden sie sich auf 50 Millionen einigen.“ Auf Fragen spanischer Journalisten zu Lewandowski ging Barçc-Präsident Joan Laporta (60) am Mittwoch nicht ein. Noch muss sich der Pole also mit seinem Wechsel gedulden.

Am Samstag (ab 15 Uhr) findet die offizielle Teampräsentation des FC Bayern in der Allianz Arena statt. Kommt es dann doch noch zur Konfrontation zwischen Lewandowski und den erbosten Fans? Das will niemand. Lewandowski soll daher sogar die Not-Option Paris St. Germain als Plan B prüfen lassen.

Für Leon Goretzka ist der deutsche Rekordmeister ohne seine langjährige Sturmspitze kaum denkbar. „Ich kenne den FC Bayern tatsächlich fast nur mit Mittelstürmer, schon seit der Zeit der Bundesliga-Classics im Fernsehen“, sagte der Nationalspieler der „Sport Bild“: „Der Verein stand immer für einen Fußball mit einer klaren Nummer 9, manchmal sogar mit zwei Mittelstürmern.“

Auch am Samstag geht es für Barcelona auf Marketingtour in die USA – am liebsten mit Lewandowski. Klar hingegen ist der Wechsel von Flügelstürmer Raphinha (25) zu Barca . Für ihn soll der Verein 58 Millionen Euro an Leeds überwiesen haben. Warum greift Barcelona für ihn tiefer in die Tasche als bisher für Lewandowski? Aldunate: „Raphinha kann man später noch weiterverkaufen. Lewandowski ist ja schon älter…“

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