Deutsches Wassermärchen

von Redaktion

Bei den World Games regnet es für Deutschland Gold – vor allem im Pool

VON DAVID SCHUNKO

München/Birmingham – Mini-Olympia in Birmingham (Alabama), aber nur wenige bekommen es mit. In den USA finden aktuell die sogenannten World Games statt, eine Veranstaltung mit mehr als 3600 Athleten, die sich in 39 Sportarten messen, die nicht zum olympischen Disziplinen-Katalog gehören. Darunter kuriose Disziplinen im Flossenschwimmen, Boule oder Kanumarathon.

Für Deutschland sind rund 250 Athleten dabei, und das oft erfolgreich. Landete der deutsche Tross bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio auf Rang 9 im Medaillenspiegel, überzeugt das World-Games-Team schon in den ersten Tagen. 16 Goldmedaillen holte Deutschland seit Beginn am 7. Juli – Platz 1 im Medaillenspiegel vor Ungarn und Kolumbien.

Besonders die deutschen Flossenschwimmer stachen hervor. So schwamm Max Poschart (27) sowohl über die 100 als auch über die 200 Meter allen davon. Für die 100 Meter benötigte der gebürtige Potsdamer 34.50 Sekunden, für die doppelte Distanz 1:19.87 Minuten. Die Berlinerin Johanna Schikora (20) tat es ihm über die 400 Meter gleich und holte nicht nur Gold, sondern stellte mit 3:14.22 Minuten einen neuen World-Games-Rekord auf.

Aber auch ohne Flossen an den Füßen gab es deutsche Erfolge im Wasser: Beim Life-Saving müssen ausgebildete Rettungsschwimmer an der Hälfte verschiedener Distanzen bis zum Grund abtauchen, eine Puppe aufsammeln und diese ins Ziel retten. Nina Holt (19) überragte im deutschen Team mit gleich vier Goldmedaillen und einer Bronzenen. In der sogenannten Puppenstaffel stellte die Athletin der DLRG Harsewinkel zusammen mit Undine Lauerwald (19/Meißen), Vivan Zander (23/Magdeburg) und Kerstin Lange (32/Wiesbaden) einen neuen Weltrekord auf: 1:35,82 für 4 mal 25 Meter. Ebenfalls erfolgreich: Der deutsche Fahnenträger Danny Wieck (30), der mit drei Podiumsplätzen für den krönenden Abschluss seiner Karriere sorgte. Für den für den SC Wiesbaden Startenden waren es die letzten World Games seiner Karriere. „Es ist immer eine Ehre, Deutschland international vertreten zu dürfen – für mich ist jetzt die Zeit gekommen, neue Aufgaben in Angriff zu nehmen“, richtet er den Blick Richtung Zukunft. Insgesamt wurden 19 der bisher 27 deutschen Medaillen aus dem Wasser gefischt.

Auch Parasport wird bei den World Games ausgetragen, zum Beispiel Rollstuhl-Rugby. Die Spieler duellieren sich in speziellen Rollstühlen, die jeglichen Körperkontakt zulassen. Den Teilnehmern werden je nach Bewegungsfähigkeit bestimmte Zahlenwerte zwischen 0,5 und 3,5 zugewiesen. Die Summe aller Punkte darf pro Team nicht über acht liegen. Die Ballbesitzphase eines Akteurs ist mit zehn Sekunden ebenfalls reglementiert. Auch ein deutsches Team ist dabei, das Turnier startete erst am Mittwoch (Ortszeit).

Neu im Kreis der World Games ist der Kanumarathon. In Einzel- und Doppelwettkämpfen müssen die Teilnehmer von Kanupassage zu Kanupassage laufen und haben dabei ihr Boot unter dem Arm. Mit seiner Silbermedaille über die Kurzdistanz gelang dem gebürtigen Münchner Nico Paufler (24) ein überraschender Erfolg. „Es war ein unglaubliches Rennen, auch weil wir keine einfachen Bedingungen hatten durch die Hitze“, so Paufler.

Bis zum 17. Juli stehen noch über 100 Medaillenentscheidungen aus, zum Beispiel im Feldbogenschießen, Kanupolo oder Ultimate Frisbee. „Was die Athleten und Athletinnen des Team D World Games hier abliefern, ist unglaublich. Eine bessere Werbung für die Vielfalt des Sports kann es nicht geben“, sagte DOSB-Vizepräsident und Delegationsleiter, Oliver Stegemann schon jetzt.

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