Nur ein bisschen guter Wille

von Redaktion

Lewandowski im Training etwas motivierter – Sportpsychologe Matthias Herzog analysiert

VON MANUEL BONKE UND PHILIPP KESSLER

München – Am Donnerstagvormittag sang Robert Lewandowski ein Ständchen auf dem Rasen an der Säbener Straße. Natürlich nicht aus Freude über seine unfreiwillige Rückkehr zum FC Bayern. Sondern weil die Mannschaft Geburtstagskind Serge Gnabry, der 27 Jahre alt wurde, vor dem Trainingsstart kurz hochleben ließ. Auffällig: Der Superstürmer hielt sich oft in der Nähe von Gnabry auf, legte beim Warmlaufen den Arm um dessen Hals. Auch den Kontakt zu seinen anderen Noch-Kollegen suchte er. Im Vergleich zum Vortag wirkte der 33-Jährige wie ausgewechselt.

„Aus meiner Sicht ist das nur gute Miene zum bösen Spiel“, meint Sportpsychologe Matthias Herzog im Gespräch mit unserer Zeitung. „Je nachdem, wie sich Bayern im weiteren Vertragspoker verhält, spielt er das Spiel mit. Er kann aber auch weiter auf bockiges Kind machen. Es sind Machtspielchen, bei denen die Parteien austesten, wie weit sie gehen können.“ Fakt ist: Lewandowski wäre trotz seines bis Sommer 2023 gültigen Vertrags viel lieber bei seinem Wunschclub FC Barcelona als in München. Das wurde bei seinem Lustlos-Auftritt am Mittwochvormittag klar, als er nach seinem Urlaub in die Saisonvorbereitung der Bayern eingestiegen war. Da trottete er als letzter Spieler aus der Kabine auf den Platz. Die Übungen absolvierte er nach allen anderen und nicht, wie sonst für ihn üblich, mit 100-prozentigem Einsatz. Weil sein Team das Trainingsmatch verloren hatte, mussten die Spieler Liegestütze machen. Einzig Lewandowski hatte keine Lust dazu und drückte sich vor der Anstrengung. Stattdessen holte er sich lieber ein Getränk am Golfcart der Zeugwarte.

„Da ging er respektlos mit Mitspielern und dem Trainerteam um. Er verletzte die Werte des Vereins und die Spielregeln, die im Team aufgestellt wurden, indem er bewusst zu spät zum vereinbarten Treffpunkt vor dem Training gekommen war und anschließend nicht sein Bestes gegeben hatte“, analysiert Herzog. Aus Sicht des Sportpsychologen bestehe sogar die Gefahr, dass Lewandowski mit einer solchen Lustlos-Einstellung den Rest der Mannschaft mit runterziehe.

„Kein Spieler ist in der Lage, im Training sein Bestes zu geben, wenn auf dem Platz die zentrale Figur, die früher Hauptanspielstation war und auf die das gesamte Spiel ausgelegt war, plötzlich nur noch als Schatten seiner selbst agiert“, so Herzog. „Es heißt so schön: ‚Ein fauler Apfel kann alle anstecken.’ Und genau das ist die große Gefahr bei den Bayern.“ Immerhin: Nach der Null-Bock-Haltung am Mittwoch zeigte Lewandowski im Nachmittagstraining und auch gestern eine bessere Einstellung. Trotzdem betont Herzog: „Bayern hat keine andere Chance, als schnell zu handeln und eine passable Lösung zu finden. Und die heißt: Lewandowski weg!“

Doch noch muss sich der Pole gedulden. Die Katalanen haben noch immer kein Angebot abgegeben, das den Wünschen der Bayern-Bosse entspricht. Eine fixe Ablöse von 50 Millionen Euro stellen sich die Münchner vor.

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