Showdown in der Allianz Arena

von Redaktion

Lewandowskis Wechsel rückt näher, vorher wartet ein heikler Diensttermin

VON JOSÉ CARLOS MENZEL LÓPEZ UND PHILIPP KESSLER

München – Gibt es für die Fans Robert Lewandowski (33) am Samstag zum letzten Mal im Trikot des FC Bayern zu sehen – oder ist der zweimalige FIFA-Weltfußballer am Wochenende bereits auf dem Weg zur Vertragsunterschrift nach Barcelona? Das zweite Szenario scheint seit Freitagnachmittag realistischer. Denn: Nach Informationen unserer Zeitung gab es bereits am Donnerstag einen Durchbruch in den Verhandlungen zwischen dem deutschen Rekordmeister und den Katalanen. Beide Clubs sollen sich grundsätzlich einig über die Rahmenbedingungen sein.

Oder anders formuliert: Barcelona ist gewillt, die Bayern-Forderungen zu erfüllen. Die Münchner Verantwortlichen wollen mindestens 50 Millionen für den polnischen Superstürmer. Der Wechsel rückt dementsprechend näher, war bei Drucklegung dieser Ausgabe jedoch noch nicht finalisiert. Lewandowski könnte also zum vielleicht letzten Mal vor die Bayern-Fans treten (müssen). Gibt’s dann Liebe? Oder womöglich doch Hiebe?

Unsere Zeitung hat sich bei den Bayern-Fans umgehört und nimmt unterschiedliche Meinungen wahr. Matthias Haser, seines Zeichens Vorsitzender des FCB-Fanclubs Kasing, meint: „Diese Veranstaltung ist eigentlich für das sogenannte Event-Publikum – ohne dies abwertend zu meinen. Für die Fans, die normalerweise keine Karten bekommen. Daher ist eine etwaige Reaktion am Samstag nicht repräsentativ für die hart gesottenen Bayern-Anhänger. Ich erwarte keine Pfiffe, sondern eher ein wenig Applaus.“

Bayern-Fan Markus Müller sagt: „Ich hoffe, dass es freundlich wird. Allerdings hat Lewy viel dafür getan, dass die Fans pfeifen könnten. Es wäre das erste Mal nach Ballack. Ich hoffe, sie pfeifen nicht. Es reicht schon, dass es Idioten da draußen gibt, die ihm Morddrohungen schicken. Das ist zu viel des Guten.“

Rein sportlich bedeutet ein Abschied bei 344 Treffern in 375 Partien für die Münchner freilich einen schweren Verlust. Diese Tore müssen erst einmal kompensiert werden. Umso erstaunlicher daher, dass sich ein Abgang neben finanziellen Faktoren auch mit Blick auf das Merchandising gut verkraften ließe. Marketingexperte Dr. Peter Rohlmann (PR Marketing) im Gespräch mit unserer Zeitung: „Lewandowski ist in seiner gesamten FCB-Zeit immer wegen seiner Torjägerqualitäten geachtet und respektiert worden, aber er ist nie ein Fan-Liebling wie beispielsweise Müller, Neuer oder früher Luca Toni gewesen. Natürlich hat er auch einen Anteil an mit seinem Namen veredelten Trikotverkäufen und anderem Merchandising, aber durch seine etwas raue Schale, was die Außenwirkung anbelangt, sowie die weitgehende Abschottung von allem Privatem hat er die Fans – gewollt – nicht wirklich so ganz an sich herankommen lassen.“

Will heißen: Die Identifikation der Bayern-Fans mit dem Polen hielt sich stets in Grenzen. Rohlmann weiter: „Ein weiterer Aspekt ist die Tatsache, dass Lewandowski mit Nike einen Privatsponsor hat, der so gar nicht zum FCB-Aktionär und -Ausrüster Adidas passt.“ Zudem ist der Experte der Meinung, dass Neuzugänge wie Sadio Mané gerade mit Blick auf Außendarstellung und Vermarktungspotenzial ganz neue Maßstäbe setzen können.

Mané jedenfalls dürfte am Samstag in der Arena mit tosendem Applaus empfangen werden.

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