Weg mit dem 50-Kilo-Rucksack

von Redaktion

Löwen verlieren 0:3 gegen Newcastle, halten aber lange gut mit – Köllner: Bereit für Dresden

VON ULI KELLNER

Saalfelden – Es war ein kontrastreiches Setup am Freitag in Saalfelden am Fuße des Steinernen Meer. Oben die spektakuläre Bergkette im Rücken der Einsiedelei, unten die beschauliche „Arena“ des örtlichen FC Pinzgau. Und auf dem Platz das ambitionierte Drittligateam des TSV 1860 – im Wettstreit mit einem Premier-League-Club, dessen Spieler mit einem Marktwert von 330 Millionen Euro gelistet werden (1860 zum Vergleich: 6,65 Mio./Quelle: transfermarkt.de) – und dessen saudi-arabische Besitzer Anlass für reichlich Kritik an der Ansetzung der Partie gegeben hatten.

Das letzte Testspiel der Sommervorbereitung gegen Newcastle United mag politisch umstritten gewesen sein (s. unten), sportlich jedoch war Michael Köllner dankbar, dass sich seine Löwen noch einmal gegen ein technisch und körperlich so starkes Team beweisen durften. 0:3 hieß es am Ende, nach einem mehr als achtbaren Pausenstand von 0:0, und der 1860-Coach sagte: „Wenn wir gegen den FC Heimstetten gespielt hätten, hätten wir wahrscheinlich gewonnen, aber in der Vorbereitung geht es nicht darum, Megaergebnisse zu erzielen. Hätten wir unsere acht Testspiele mit 120:0 gewonnen, würden wir in Dresden trotzdem mit 0:0 ins Spiel gehen. Für uns ging es daran, dass wir noch einmal einen super Test hatten. Jeder wollte noch einmal Werbung für sich machen.“ Und zumindest der Besetzung vor der Pause ist das ausnahmslos gelungen.

Köllner hatte einer Mannschaft den Vorzug gegeben, die sich bereits im Training am Vortag abgezeichnet hatte – mit zwei Überraschungen. Stefan Lex und Martin Kobylanski besetzten die linken Posten der Offensivreihe und verdrängten Albion Vrenezi und Jo Boyamba auf die Bank, die in den Trainingslagertagen von Windischgarsten noch gesetzt schienen in der ersten Elf der Löwen.

Die sportlichen Erkenntnisse einer Partie, in der der Drittligist zumindest 45 Minuten lang gut mithielt? Köllner: „Wir sind auf einem sehr guten Stand, keiner hat sich verletzt, obwohl alle schwere Beine hatten.“ Und personell: Lex ist nicht abgeschrieben – weder als Kapitän noch als Stammspieler. Belkahia und Verlaat sind als Innenverteidiger-Duo gesetzt, blieben als einzige Feldspieler 82 Minuten auf dem Feld. Lannert ist nach seiner Corona-Infektion im Kommen, Lakenmacher mit seinem körperlichen Spiel eine ernsthafte Option für die Sturmmitte, in der Torschützenkönig Marcel Bär weiter seinem konditionellen Rückstand hinterherläuft. „Es war besprochen, dass Bär keine Dreiviertelstunde spielt“, so Köllner, der demonstrativ den Konkurrenten lobte: „Man hat gesehen, dass Lakenmacher ein richtig gutes Spiel gemacht hat.“

Und was das Selbstvertrauen angeht, nachdem die Löwen die letzten beiden Tests zusammengerechnet mit 0:9 Toren verloren haben (zuvor 0:6 gegen Gladbach) – auch da macht sich Köllner keine Sorgen. „Ist doch klar, dass du dich besser fühlst, wenn du einen 50-Kilo-Rucksack ablegst.“ Soll heißen: Wer Gladbach und Newcastle übersteht, der ist auch gerüstet für den Trip zu Zweitliga-Absteiger Dynamo Dresden.

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