TV-KRITIK
Das Viertelfinale heißt Viertelfinale – weil man es am besten bei drei, vier Viertel Spritzwein schaut. Wir haben das „Spül des Jahrhunderts“ mit grünem Veltliner und ORF 1 genossen. Und es war leiwand! Die Vorberichterstattung für das Frauen-Cordoba hat drei Stunden vor dem „Ankick“ begonnen. Ex-Teamspülerin Elisabeth „Lisi“ Tieber wies auf die deutschen Schwachpunkte hin, obwohl „die Deutschen keine Schwachpunkte haben“. Und Edi Finger junior junior hat kommentiert. Nein, hat er nicht, wir scherzen. Dafür hat Anna Lallitsch als steirische Claudia Neumann überzeugt.
– Das Drumrum: Der ORF überträgt die EM aus einem Studiotempel am Küniglberg, der gefühlte 361 Mal größer ist als der ARD-Verschlag. Die patriotische Moderatorin Kristina Inhof, die Alpen-KMH, hat Hoffnung geweckt: „Die vielen Titel, die Deutschland gesammelt hat, liegen schon ein Zeiterl zurück.“ Ein Zeiterl später hat dann leider Rapid gegen Lechia Gdansk gespielt. Bist deppert, wer will Männern beim Kicken zuschauen?
– Das Personal: Die Ösis haben eine halbe Hundertschaft von Auskennern angekarrt, sogar unseren Miro Klose haben sie erbeutet. Mit Politikwissenschaftler Peter Filzmaier hält sich der ORF einen schwer intellektuellen „Strategiecoach“. Er referierte über Frauenfußball in den 1930er Jahren – man sieht, die Ösis nahmen die Sache ernst. Ex-Co-Trainer Sargon Duran erklärte, warum Österreich „eine Tschons“ hat. Und Rekordtorschützin Nina Burger erinnerte an das Tor, das sie 2017 gegen Voss-Tecklenburgs Schweizerinnen erzielt hat. Es sprach alles für einen rot-weiß-roten „Aufstieg ins Halbfinale“.
– Die Steirer-Claudia: Nachdem die Original-Neumann beim Englandspiel wieder Wunderliches wie einen „Motivations-Nachlass“ erfunden hat, war man gespannt, ob man auch gegen Anna Lallitsch Stammelklage erheben möchte. Aber nein, Evi Finger kommentierte astrein – an der Seite von Ex-Kickerin Nadine Prohaska (!). Die heißt wirklich so, ohne Schmarrn, ist aber nicht die Tochter vom Schneckerl. Die neuen Wörter wie „Kapitäninnenschleife“, die man von der Anna lernte, ergeben wenigstens Sinn. Verzweifeltster Spruch: „Georgieva köpft den Ball an die Stange“ – nach einem Corner von Verena Hanshaw. Sprachlich ein fantastisches Match, Oida! JÖRG HEINRICH