Der Kommentator im amerikanischen Fernsehen hatte sein Augenmerk im Endspurt des Münchner 5000-Meter-Rennens auf seinen Landsmann gelegt, auf Steve Prefontaine. Es sah so aus, als könnte der 21-Jährige, Gold-Hoffnung der Vereinigten Staaten, wenigstens eine Bronzemedaille retten. Doch der Brite Ian Stewart raste mit einer mächtigen Temposteigerung vorbei auf Platz drei hinter Lasse Viren und dem Tunesier Mohamed Gammoudi. Der TV-Reporter meinte: „Prefontaine dies.“ Er stirbt. Das ist sinnbildlich gemeint, wenn einer auf der Zielgeraden keine Kraft mehr hat, um zuzusetzen.
Prefontaine war der Star der US-Leichtathletik. Ein Mittel- und Langstreckler, der aus einem Laufwettbewerb ein Spektakel machen konnte. Er wirkte muskulöser als die anderen, er lief immer auf Angriff, versuchte, die Konkurrenten mit Tempoangriffen zu zermürben. Trainiert und ausgestattet wurde er von Bill Bowerman, Mitbegründer von Nike. Das 5000-Meter-Rennen in München, das langsam begann und auf die Spurtstärke der Beteiligten setzte, kam ihm taktisch nicht entgegen.
Prefontaine war auch wegen seiner philosophischen Ausführungen zum Leistungssport populär („Ich bin Künstler, der mit der Bewegung seines Körpers performt“) und aufgrund seiner kritischen Einlassungen zum Amateurstatus, der bei Olympia offiziell noch galt. Ein Popstar der Leichtathletik, er stellte 14 US-Rekorde auf.
1976 in Montreal wollte er ein zweites Mal Anlauf auf den Olympiasieg nehmen. Doch Steve Prefontaine erlebte die Spiele in Kanada nicht mehr. Am 30. Mai 1975 hatte er einen Autounfall. Prefontaine died. Er wurde nur 24 Jahre alt.
Zweimal wurde sein kurzes James-Dean-Leben verfilmt. 1997 („Prefontaine“ mit Jared Leto) und 1998 („Without Limits“ mit Billy Crudup).