Enorme Energie und Flexi-Taktik

von Redaktion

ANALYSE DFB-Frauen: Was macht Mut fürs Halbfinale, wo ist Luft nach oben?

London – Der Traum vom Endspiel in Wembley lebt für die DFB-Frauen. Was macht vor dem EM-Halbfinale Mut? Und wo ist Luft nach oben? Wir haben eine Übersicht zusammengestellt.

EINSTELLUNG: Taktisch ist das deutsche Nationalteam stets glänzend auf seine Gegner vorbereitet. Anschauliches Beispiel: Das Block-Tor von Alexandra Popp (90.) gegen Torhüterin Manuela Zinsberger in der Schlussphase des Viertelfinales gegen Österreich. Schwachstelle erkannt (beim weiten Abschlag von ballferner Seite außerhalb des Sichtfeldes anlaufen), unermüdlich bearbeitet und sich belohnt. Zudem bewies die Vorrunde die Flexibilität der Matchpläne – tiefes Lauern gegen Spanien, hohes Pressing gegen Dänemark.

ERSATZBANK: Die Tiefe des Kaders ist ein Geschenk für Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg – und die Joker nehmen ihre Rolle ohne Murren an. So war Popp nach ihrer Corona-Infektion als Ersatzfrau im Sturm gedacht, nach Lea Schüllers Covid-19-Erkrankung avancierte sie dann zur Serienknipserin. Nach Wechseln reißt das deutsche Spiel nicht ab, im Gegenteil: Frische Kräfte mit eigenen Qualitäten stellen den ermüdenden Gegner vor neue Aufgaben.

ENERGIE: Der Teamspirit stimmt. Von der Bank wird unermüdlich angefeuert, auf und neben dem Platz ist eine besondere Chemie zu erkennen. Da auch das Trainerteam „mehr Klarheit“ (Voss-Tecklenburg) geschaffen hat, ist die Vertrauensbasis eine völlig andere als noch vor drei Jahren bei der verkorksten WM in Frankreich. Das Fundament ist stabil – eine Grundvoraussetzung, um auch knifflige Situationen zu meistern. Wie die sehr nervöse Anfangsphase gegen Österreich.

KETTE: Noch steht die Null, doch gegen Österreich offenbarten sich auch Schwächen der teils hoch aufrückenden Viererkette. Im Eins-gegen-Eins fehlte mal das Tempo, mal ging es zu leicht durch die Schnittstelle, auch bei Standards braucht es besseren Zugriff. Österreich traf dreimal Aluminium, abgezocktere Topteams bestrafen solche Situationen eiskalt. Auch Torhüterin Merle Frohms zeigte im Viertelfinale erstmals nervöse Momente.

PRÄZISION: Tore „erpressen“, Gegner zu Fehlern zwingen, das kann die laufstarke und fitte DFB-Elf nahezu in Perfektion. Was ins Auge fällt: Aus dem Spiel heraus klemmt es gegen gut sortierte Gegner schon mal. Die Passgenauigkeit (77,8 Prozent) ist beispielsweise ausbaufähig im Vergleich zu anderen Topnationen (England 86,3). Gerade im letzten Drittel fehlt es teilweise an Präzision bei Flanken und Zuspielen.

KÖRPERLICHKEIT: Die ÖFB-Auswahl setzte gegen den großen Nachbarn auf Robustheit – und der Favorit ließ sich phasenweise schwer beeindrucken. Gerade zu Beginn wirkte die Startelf irritiert, fand gar nicht ins Spiel – das könnte für Frankreich eine willkommene Blaupause sein, um die DFB-Auswahl erstmals bei diesem Turnier in Rückstand zu bringen. Dann stellt sich die große Frage, was diese neue Situation beim deutschen Team auslöst.  ssid

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