München – Der Spitzname ist wenig schmeichelhaft. „Der Drache“ wurde Frankreichs Nationaltrainerin Corinne Diacre (seit 2017 im Amt) von einigen ihrer Spielerinnen wegen ihres Führungsstils genannt. Sarah Bouhaddim – die ehemalige Nummer eins – verkündete nach der WM 2019 ihren Rücktritt aus der Nationalmannschaft. „Ich könnte meine Hände darauf verwetten, dass Frankreich die EM nicht gewinnen wird, solange Diacre das Sagen hat.“
Rekordtorschützin Eugénie Le Sommer (86 Treffer in 175 Partien) und Mittelfeldspielerin Amandine Henry vom Champions-League-Sieger Lyon wurden von Diacre vor der EM aussortiert. Doch die Stimmung im Team – so beteuern alle – sei so gut wie nie unter der Nationaltrainerin. Weil die 47-Jährige kommunikativer geworden sei.
Tatsächlich ist die ehemalige Abwehrspielerin (121 Partien für Frankreich) Fußball-Pionierin. Im Juni 2014 übernahm sie die Zweitliga-Mannschaft von Clermont und wurde erste Trainerin einer Männermannschaft im europäischen Profi-Fußball. Anderthalb Jahre später wählte sie France Football zum Zweitliga-Coach des Jahres. Geschlechterfragen beantwortete sie schon damals ungern. „Warum bin ich die einzige Frau? Was unterscheidet mich von anderen Frauen? Ich weiß es nicht!“ bb