Oberstdorf – Die seltsame Prämie für seinen Triumph bei der Vierschanzentournee hat Max Bolkart zum Ausstellungsstück gemacht. Jener Schnellkochtopf, den der Skisprung-Pionier 1960 nach seinem Beinahe-Grand-Slam erhielt, ist heute im „Oberstdorf Cafe“ in der Kirchstraße der Marktgemeinde zu bewundern. Nur wenige Meter entfernt feiert Bolkart am Freitag im Kreis seiner Familie seinen 90. Geburtstag.
Bolkart ist der älteste lebende Tournee-Sieger, im Winter 1959/60 hatte er als erster westdeutscher Springer den Ritt über die vier Schanzen gewonnen – erst 1990 folgte in Dieter Thoma der zweite. Und nicht nur das: Nach Siegen in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen und Innsbruck stand Bolkart kurz vor dem Grand Slam. Weil es beim Finale in Bischofshofen aber „nur“ zu Rang fünf reichte, schaffte dieses Kunststück erst Sven Hannawald 42 Jahre später.
„Es ist ein schönes Gefühl, wenn dein Name alle Jahre wieder in den Siegerstatistiken auftaucht“, sagte Bolkart einmal der Welt. Schade sei nur, dass die DDR-Stars um Helmut Recknagel ebenso wie die Springer aus Polen, der Sowjetunion und der Tschechoslowakei wegen des „Flaggenstreits“ nicht am Start waren.
Mit Pluderhose, Pudelmütze und weißen Fäustlingen flog Pionier Bolkart noch zu weiteren Erfolgen. Zweimal wurde er Tournee-Dritter, bei Olympia 1956 in Cortina d’Ampezzo undankbarer Vierter, 1960 in Squaw Valley Sechster. Viele seiner Pokale sind heute im Kaminzimmer des Familien-Hotels Freiberg ausgestellt. Dort hat Bolkart oft gesessen, musiziert und von früher erzählt. Mit seiner Tochter Margret dreht er tägliche „Trainingsrunden“, ab und zu sind auch die Urenkel Anni und Lina im Kinderwagen dabei. Auf einen Rollator verzichtet Max Bolkart – viel lieber nimmt er seine Skistöcke mit. sid