Die Bayern-Familie funktioniert

von Redaktion

Torten-Würdigung für Neuzugang Mané – so arbeiten die FCB-Bosse

VON MANUEL BONKE UND PHILIPP KESSLER

München – Sadio Mané (30) war sprachlos, als Vorstandschef Oliver Kahn (53) und Sportvorstand Hasan Salihamidzic (45) am Dienstag um 15.30 Uhr die Mannschaftssitzung sprengten, und ihn mit einer Torte überraschten. Unter dem Jubel der Teamkollegen gratulierte ihm das Münchner Führungsduo zur Auszeichnung als Afrikas Fußballer des Jahres.

„Diesen Titel einmal zu gewinnen, ist wirklich herausragend. Aber ihn zweimal zu gewinnen, das ist historisch und großartig. Du kannst stolz darauf sein und wir sind stolz auf dich“, sagte Kahn. Durch die Wertschätzung, die der Club Mané mit dieser Geste entgegenbringt, hat der FC Bayern auch zahlreiche Fanherzen im Senegal erobert. Auf der anderen Seite ist es auch kein Geheimnis, dass dem neuen Bayern-Star genau diese Wertschätzung bei seinem früheren Arbeitgeber in Liverpool nach dem Gewinn des Afrika-Cups fehlte.

Und die Torten-Aktion zeigt, wie die neue Bayern-Führung nach dem Abgang des langjährigen Spitzenduos Uli Hoeneß (70) und Karl-Heinz Rummenigge (66) tickt – und was das für die Bayern-Familie 2.0 bedeutet. Während zwischen den beiden Vorstands-Urgesteinen regelmäßig Eiszeit herrschte und auch mal die Türen in der Chefetage knallten, werden Teamwork und Zusammenhalt bei Kahn und Salihamidzic großgeschrieben.

Der Titan lässt seinem Sportvorstand und dessen Technischen Direktor, Marco Neppe (35), in Sachen Transfermarkt weitestgehend freie Hand. Kahn interpretiert seine Führungsrolle als Vorstandsvorsitzender wie folgt: Jeder sollte in einem Bereich die Möglichkeit haben, bestmöglich zu performen. Kahn überlegt genau, ab welchem Zeitpunkt er sich in Gespräche einschaltet, um vielleicht das Zünglein an der Wage zu sein.

Heißt im Klartext: Die Zusammenstellung der Mannschaft ist mittlerweile auf mehrere Schultern verteilt. Neben Salihamidzic und Neppe ist auch Trainer Julian Nagelsmann (35) involviert. Er erklärt den potenziellen Neuzugängen, wie er Fußball spielt und welche Rolle sie in seinem System einnehmen können. Kahns Credo: „Die Überzeugung, die ein Trainer dem Spieler mitgibt, ist sehr wichtig.“ In der Vergangenheit ist es vorgekommen, dass Spieler verpflichtet wurden, mit den die jeweiligen Trainer wenig anfangen konnten – und dementsprechend auf der Bank schmorten.

Die Reibereien zwischen ehemaligen Trainern und Bossen aus früheren Zeiten sind bekannt: Hoeneß vs. Ancelotti, Rummenigge vs. Kovac, Salihamidzic vs. Flick. Diese Zeiten scheinen vorbei. Nagelsmann schaut regelmäßig in Brazzos Büro auf einen Espresso aus dessen Siebträgermaschine vorbei. Nach erledigter Arbeit, auch das ist bekannt, gab es bereits erbitterte Duelle auf dem Paddle-Tennis-Platz.

Unsere Zeitung weiß: Das Duo war auch bereits gemeinsam bei Ehrenpräsident Hoeneß zu Hause am Tegernsee. Es scheint, als sei die neue Bayern-Familie in jeder Hinsicht absolut intakt. Mal schauen, wie lange das so bleibt.

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