„Es dauert, bis man tanzen kann“

von Redaktion

BEACHVOLLEYBALL Laura Ludwig über ihre neue Partnerin, ihre Mutter-Rolle und Olympia

München – Sie ist Olympiasiegerin und Weltmeisterin im Beachvolleyball, wurde mit Kira Walkenhorst zum Team des Jahrzehnts gekürt – nun plant Laura Ludwig nach der Geburt ihres zweiten Kindes den nächsten spektakulären Neustart. An der Seite von Louisa Lippmann peilt sie ein weiteres Mal Olympia an.

Frau Ludwig, in Ihrem eben erschienenen Buch „Gold ist eine Glaubensfrage“ (Edel-Verlag) beschreiben Sie unter anderem, wie schwer Ihnen der Wiedereinstieg nach der Geburt Ihres Sohnes Teo fiel. Nun haben Sie zwei Kinder …

Das stimmt. Ich dachte eigentlich, ich bin ganz gut vorbereitet. Aber je näher es rückt, desto größer ist das Gefühlschaos. Ich denke aber, dass mir das Loslassen mit Lenny nun leichter fällt und dass ich die Zeit einfach besser nutzen kann. Die Muttergefühle haben dich eh im Griff. Aber beim ersten Mal dachte ich, dass nur ich das alles richtig machen kann. Jetzt fällt es mir leichter, das anders zu organisieren. Das hilft mir jetzt sicher die Routine.

Man weiß, dass Sie dem Ziel Rio 2016 alles untergeordnet haben. Sogar Ihren heutigen Mann wiesen Sie zunächst zurück. Vertragen sich Privatleben und Profisport?

Zumindest ist es klar, dass ich das so nicht mehr machen kann. Familie geht vor, da kann ich keine drei Einheiten am Tag machen. Aber ich kann viel zuhause machen, wir haben dort einen Kraftraum eingerichtet. Aber ich denke, die Kunst ist, dass man die Zeit, die man investiert, noch besser nutzt.

Was hätte es aus Ihnen gemacht, wenn das Goldprojekt in Brasilien nicht aufgegangen wäre?

Oh, das ist eine gute Frage. Ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht, darüber habe ich nie nachgedacht. Ich war mir zu sicher, dass das trotz aller zwischenzeitlichen Schwierigkeiten funktionieren wird. Es hat sich auch einfach richtig angefühlt. Ich habe manchmal eine Gänsehaut bekommen. Bei jedem Schritt hat es sich richtig angefühlt.

Können Sie nun von den Erfahrungen von damals profitieren. Zum Beispiel bei der Zusammenstellung des perfekten Teams?

Was perfekt ist, das ist eine sehr individuelle Sache. Die Brasilianer zum Beispiel wachsen praktisch am Strand auf – die arbeiten anders als wir Europäer, die das nicht so im Blut haben. Ich bin immer mit zwei Trainern gut gefahren, von denen einer den Hut aufhatte. Hans Voigt etwa war mehr der Draufhau-Typ, Helke Claasen war die Frau im Team, die Instinktivere. Auch meine Psychologin hat mir sehr geholfen, das Thema habe ich als junge Spielerin gar nicht so wahrgenommen. Auf der anderen Seite: Als Jürgen Wagner als Trainer aufgehört hat, habe ich gedacht, jetzt höre ich auch auf. Weil es nur so geht. Aber es ging auch anders.

Als Ihr Mann Imornefe Bowes übernahm. Auch ein heikles Konstrukt…

Ja, und wir wollten das auch eigentlich nicht. Aber das war unter den Umständen damals die beste Lösung.

Wie ist es mit der Partnerin? Wie sieht das perfekte Gegenstück für Laura Ludwig aus?

(lacht) Gibt es das? Mit Kira (Walkenhorst, d. Red.) war es schon sehr perfekt. Auch wenn es dafür eine Menge Arbeit gebraucht hat, bis wir unseren Weg gefunden haben. Bis wir auf dem Feld tanzen konnten, wie wir das genannt haben. Vier Jahre hat das gedauert.

Aber Sie wagen den Neustart nicht mit ihr sondern mit Louisa Lippmann …

Wäre man den Weg wieder so gegangen, dann wäre es eine Wiederholung gewesen. Dann hätte man jeden Schritt hinterfragt, der anders gelaufen wäre als damals. Mit Louisa wird es auf jeden Fall ein sehr spannendes Projekt. Wir müssen zusammenfinden. Sie muss den Wechsel zum Beachvolleyball noch schaffen. Aber sie ist eine sehr erfahrene Spielerin, die schon lange auf höchstem Niveau im Sport unterwegs ist. Das wird uns auf alle Fälle helfen.

Das Ziel heißt Paris, Ihre fünften Spiele?

Ja genau. Das Ziel heißt Paris und Punkt.

Ihnen bleiben zwei Jahre. Das ist nicht viel Zeit. Und anders als bei den Männern ist die nationale Konkurrenz breit.

Nicht nur national, auch international ist die Spitze breit. Bis hin zu den Brasilianerinnen Duda/Ana Patricia, die in den nächsten Jahren dominieren werden. Da bin ich mir sicher. Aber ich sehe das Potenzial, nach Paris zu kommen. Deshalb will ich das versuchen.

Interview: Patrick Reichelt

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