Aufhören, wenn es am schönsten ist

von Redaktion

Lisa Brennauer steigt vom Rad – die European Championships sollen der Schlusspunkt einer großen Karriere sein

München – Am 3. August 2021 war Lisa Brennauer endgültig im Radsport-Himmel angekommen: Olympia-Gold mit dem deutschen Bahnvierer in Tokio, Fabelweltrekord. Mehr geht nicht. Und deshalb passt es, dass die 34-Jährige am Jahrestag des größten ihrer vielen großen Erfolge das Ende ihrer beeindruckenden Karriere ankündigte. Die European Championships in München sollen der Schlusspunkt nach anderthalb Jahrzehnten Weltklasse auf Bahn und Straße sein.

„Jetzt ist der genau richtige Zeitpunkt, ich höre auf dem Höhepunkt auf“, sagte Brennauer: „Ich habe gerade im vergangenen Jahr so viele Erfolge feiern und positive Energie mitnehmen können. Es fühlt sich richtig an für mich. Dass ich den Moment selber wähle, ist schön.“

Dass der gewählte Moment oder zumindest dessen öffentliche Bestätigung auf den ersten Geburtstag des Tokio-Triumphes fiel, sei „voll der Zufall“. Und dennoch ist es folgerichtig: Denn der Traum-Trip in Japan, als der deutsche Bahnvierer mit Frontfrau Brennauer dreimal Weltrekord fuhr und die alte Bestmarke um ganze Welten von 4:10,236 auf 4:04,242 Minuten drückte, brachte ihr höchst verdiente Anerkennung von jenseits der Radsport-Blase.

„Ich habe gemerkt, dass die Leistung von den Leuten wahrgenommen wurde und dieser Olympiasieg etwas ganz anderes bedeutet als WM-Gold“, sagt die Allgäuerin. Dabei war sie vor jenem wahnsinnigen „Summer of 21“, in dem sie vor Olympia zweimal Europameisterin und nach Olympia dreimal Weltmeisterin wurde, schon längst eine Radsport-Größe. Angefangen vom Zeitfahr-WM-Titel bei den Juniorinnen 2005 über ihr Profi-Debüt 2009 beim Team Nürnberger bis hin zu WM-Gold im Einzelzeitfahren 2014 – auf der Straße war die junge Brennauer eine Macht. Später kehrte sie zu ihrer alten Liebe Bahnrad zurück.

Weitermachen bis Olympia 2024 sei kein Thema mehr gewesen, Schöner, besser als dieses Gold von Tokio mit den Freundinnen Franziska Brauße, Lisa Klein und Mieke Kröger hätte es auch nicht mehr werden können.

2022 ist für sie eine große Ehrenrunde. Die Premiere der Tour de France Femmes nahm sie mit. Und nun endet alles mit der am 11. August in München beginnenden Multisport-EM, wo Brennauer auf der Straße und auf der Bahn antreten wird.

Brennauer wird eine Lücke im deutschen Radsport hinterlassen. In vieler Hinsicht, wenn man das Kurzporträt liest, das Teamkollegin Kröger zum Abschied verfasst hat. „Lisa weint immer, wenn sie lachen muss, und sie lacht gern. Wenn es drauf ankommt, ist sie da, kann dann auch alle zur Ordnung rufen. Sie ist auf dem Rad hochprofessionell, kann aber auch sehr gut Kaffee zubereiten und Räder putzen.“ Mehr geht eben nicht.  sid

Artikel 8 von 11