Ahmann schlägt Alarm

von Redaktion

Beachvolleyball setzt voll auf die Karte Profisport – Ex-Bundestrainer sorgt sich um den Nachwuchs

VON PATRICK REICHELT

München – Die Neuigkeit war am Ende sogar dem „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF einige Sendeminuten wert. Louisa Lippmann, fünfmalige Hallenvolleyballerin des Jahres, wird sich mit der zurückkehrenden Beach-Queen Laura Ludwig am Unternehmen Olympia versuchen. Von der Halle in den Sand.

So viel Rampenlicht hat die Sportart selten. Doch nicht jeder in der Szene sieht diese „Umschulung“ mit purer Begeisterung. „Natürlich ist das toll für die Sportart“, sagte Jörg Ahmann, Bronzemedaillengewinner von Sidney 2000, „aber wenn das Schule macht, dann können wir uns die Nachwuchsarbeit sparen.“

Aus seinem Mund haben solche Worte viel Gewicht. Ahmann war mehr als eineinhalb Jahrzehnte Chef-Bundestrainer des deutschen Beach-Nachwuchses. Bis zum Jahresbeginn – bis er an den Bundesstützpunkt in Stuttgart weiterzog. Weil er die Veränderungen in der Beachzentrale in Hamburg nicht mehr mittragen wollte. Der mittlerweile beurlaubte Verbands-Sportdirektor Niclas Hildebrand hatte die, vom Deutschen Olympischen Sportbund geforderte Zentralisierung so ausgelegt, dass er die finanziellen Mittel de facto ausnahmslos auf die Förderung der Profiteams in Hamburg konzentrierte.

„Im Nachwuchs war es vorher schon zu knapp“, sagte Ahmann, „jetzt wurde weiter gekürzt.“ Was für den Nachwuchs blieb sind zwei Honorar-Trainer mit je zehn Wochenstunden. Viel zu wenig für eine Sportart, in der auch die Jugend mittlerweile ganzjährig im Einsatz ist.

Was für ein Unterschied etwa zu Norwegen, wo in einem Eliteinternat geschult wird, in dem Hallen- und Beachvolleyball Hand in Hand gehen. Und wo sich ein Duo wie Anders Mol und Christian Sörum auch durch den ständigen Vergleich mit Profis zum Alles-Gewinner entwickelte. Der deutsche Nachwuchs muss derzeit schon Spitzenniveau haben, um in die Förderung des Verbandes aufzusteigen. Was es noch kniffliger macht: Passende Turniere im Land sind rar, zumal auch die Wildcards für die Großveranstaltungen zuverlässig den Profis vorbehalten bleiben. Doch der Nachschub an Top-Talenten ist kein Selbstläufer, zumal es an der Basis auch an Trainern fehlt. „Das Traineramt ist nicht attraktiv genug“, sagte Ahmann, „nur wenige Regionen wie Baden-Württemberg sind da einen Schritt weiter.“

Die Talentknappheit im Land der Olympiasieger von 2012 und 2016 zeigt sich vor allem im Männerbereich. Vor der EM kommende Woche in München steht kein Duo in den Top 30 der Weltrangliste. den ambitionierten Blick auf die Olympischen Spiele 2024 in Paris traut man derzeit nur dem Starnberger Clemens Wickler mit Neu-Partner Niels Ehlers zu.

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