Frankfurt – Laute Hip-Hop-Musik und kollektiver Applaus dröhnten aus der Gästekabine, Joshua Kimmich konnte sich einen Jubelschrei in den Katakomben des Frankfurter Stadions nicht verkneifen – und zuvor hatte Sadio Mané in der Gästekurve bereits ein Megafon in die Hand gedrückt bekommen, um mit den Fans zu feiern. Nach dem 6:1-Sieg des FC Bayern zum Bundesliga-Auftakt gegen die Eintracht ist klar: Die Münchner geben auch in der 60. Bundesliga-Saison vom Start weg den Ton an.
„Es war ein unglaublich gutes Spiel von uns mit sehr viel Energie und Hunger. Ich bin sehr zufrieden mit der ersten Hälfte“, resümierte Trainer Julian Nagelsmann nach der Partie und nannte drei Erfolgsfaktoren für die Gala beim Europa-League-Sieger. So sei die Mannschaft mit der Viererkette sehr aktiv gewesen, habe gut nachgeschoben und das Feld dadurch kompakt gehalten. Die Folge: wenige Kontermöglichkeiten für die Hessen.
Und die Treffer von Kimmich (5. Minute), Benjamin Pavard (11.), Mané (29.), Jamal Musiala (35./83.) und Serge Gnabry (43.) offenbarten die gesamte Bandbreite des Toreschießens. „Wenn wir vorne den Ball haben, sind wir sehr schnell. Wir haben Tore aus Standards, Umschaltmomenten und Ballbesitzphasen gemacht“, freute sich Nagelsmann.
Was das Herz des Trainers aber noch höher schlagen lässt, ist die Siegeslust seiner Spieler. „Wie die Jungs sich freuen, schon nach dem Sieg im Supercup und jetzt auch: Das ist für mich das größte Glücksgefühl“, sagte er. Nach Meinung von Nagelsmann sei ein Sieg nie Normalität und dürfe nie Normalität werden – auch wenn man als Bayern-Spieler viele Erfolge erlebe: „Es muss etwas Besonderes sein, zu gewinnen. Dieses Gefühl hatte ich in den letzten beiden Spielen. Diese Energie bringen teilweise die neuen Spieler rein, teilweise die Spieler, die schon Ewigkeiten da sind.“
Nagelsmann hofft, dass dieser Hunger bleibt, denn: „Wenn wir so energetisch spielen, haben wir eine Riesen-Qualität. Dann ist es sehr schwer, gegen uns zu spielen.“ Mittelfeldchef Kimmich geht sogar noch einen Schritt weiter: „Im Team stimmt es. Da kann etwas entstehen.“ Sehr zum Leidwesen der Bundesliga-Konkurrenz. Klar ist: Bayerische Gnade kann die Konkurrenz um Borussia Dortmund und RB Leipzig auch heuer kaum erwarten. „Wir versuchen, dass Langeweile ist. Für uns ist es keine Langeweile, wir gewinnen gerne“, sagt Thomas Müller, der in Frankfurt als dreifacher Vorlagengeber glänzte.
Während Mannschaft und Trainer nach dem Münchner Raketenstart verständlicherweise frohlockten, versucht man in der Chefetage, die hohen Erwartungen zu bremsen. „Ein Auftakt nach Maß. Die Mannschaft hat eindrucksvoll ihre Stär1ke unter Beweis gestellt. Trotzdem sollten wir diesen Sieg nicht zu hoch hängen. Der erste Schritt in einer noch langen Saison“, meldete sich Vorstandschef Oliver Kahn in den sozialen Medien zu Wort. Sportvorstand Hasan Salihamidzic freute sich, dass Nagelsmann „genau die richtigen Knöpfe gedrückt“ habe, schob mit schelmischem Brazzo-Grinsen nach: „Wir sind noch nicht bei 100 Prozent, was die Fitness betrifft.“ Die Bundesliga sollte sich warm anziehen.