Er hat die Karriere seines Bruders von klein auf miterlebt. Zuletzt hat Fabian Vettel (23) den Rücktritt von Sebastian Vettel auf Instagram angeteasert. Unsere Zeitung sprach mit dem jüngeren Bruder der F1-Legende, der mit seiner Freundin in Augsburg lebt.
Herr Vettel, Sie haben den Rücktritt Ihres Bruders Sebastian auf Instagram angekündigt. Wie kam es dazu?
Das war eine spontane Aktion. Ich war mir sicher, dass das Thema viele emotional betreffen wird, also habe ich Seb vorgeschlagen, dass man das anteasern sollte. Eigentlich war es eine Schnapsidee. Dass das solche Ausmaße annimmt, haben wir nicht erwartet. Die Instagram-Story haben am Ende rund 200 000 Menschen gesehen.
Wie fanden Sie, dass er die Fans über die sozialen Medien direkt abgesprochen und extra einen Kanal gegründet hat?
Es ist etwas sehr Persönliches. Deswegen finde ich den Weg über einen Instagram-Account, der viele Jahre verlangt wurde, genau richtig. Es ging an die Leute, die es am meisten interessiert: die Fans. Über das Team oder eine Presseaussendung würde das Persönliche fehlen.
Können Sie seinen Schritt nachvollziehen?
Ich bin nie Formel 1 gefahren, kann das also auch nur von außen einschätzen, wie man sich da fühlt. Er hat mittlerweile Familie, Frau und Kinder – das konkurriert mit der Formel 1. Dazu kommt, dass die Formel 1 sich im Wandel befindet. Wir haben über 20 Rennen im Jahr. Das ist intensiv. Und viele Menschen, die Familie haben, schätzen diese Entscheidung bestimmt. Jedenfalls ist die Resonanz enorm.
Was ist eigentlich Ihre schönste Erinnerung an Ihre Zeit mit Sebastian in der Formel 1?
Das prägnanteste Erlebnis wird immer Abu Dhabi 2010 sein, als Seb seinen ersten Titel geholt hat. Wir waren im Hotel über der Strecke. Mein Vater und ich sind nach Renn-Ende ins Fahrerlager gerannt, um irgendwie in die Nähe des Podests zu kommen. Wir konnten ihn dann in die Arme nehmen – und das ist für mich bis heute das schönste Erlebnis, das ich mit der Formel 1 verbinde.
In den letzten zwei Jahren hat er sich auch ökologisch und sozial engagiert und so über den Tellerrand der Formel 1 hinausgeschaut. Wie finden Sie das?
Das zeigt ja grundsätzlich, dass Seb für mehr steht als nur den Rennfahrer. Ich glaube, es wird schwierig für die Formel 1, diese charismatischen Fahrer wie Seb, Fernando Alonso und Lewis Hamilton zu ersetzen. Ich glaube, dass mit meinem Bruder jemand aus der Formel 1 geht, der einen immensen Fußabdruck hinterlassen hat. Mit all den Themen, die er angesprochen hat, hat er als Mensch einen großen Schritt nach vorn gemacht. Klimawandel und soziale Fragen sind enorm wichtig und ich finde, es hat etwas Ehrenhaftes, seine Stimme zu nutzen, um das anzusprechen.
Sie sind auch selbst Audi TT-Cup und GT Masters gefahren. Was machen Sie derzeit?
Ich bin Botschafter vom Simracing-Unternehmen Racing Unleashed, das Rennen und F1-Erlebnisse in Hightech-Simulatoren veranstaltet. Und natürlich kribbelt es in meinen Fingern, was das Rennfahren angeht. Ich bin aber derzeit als Instruktor weiterhin auf der Rennstrecke.
Interview: Ralf Bach