Kopfüber und überraschend

von Redaktion

BMX-Freestyle Die Deutsche Kim Lea Müller wird Zweite

München – Kim Lea Müller lachte schon, als die Silbermedaille noch weit weg war. Gerade hatte die Deutsche ihren zweiten Lauf im BMX Freestyle Finale sturzfrei beendet. Grinsend wartete sie mit der zuschauenden Masse auf dem Olympiaberg auf die Punktzahl. Als schließlich die 78,60 Punkte (von 99,99 möglichen) verkündet waren, rollte sie immer noch strahlend aus der Parklandschaft.

„Ich war einfach nur froh, dass ich meinen Run so hinbekommen habe, wie ich ihn wollte“, sagte die 20-Jährige später. Vielen der anderen sieben Frauen im Finale am Freitag gelang das allerdings nicht. Die erste Olympiasiegerin der Sportart, Charlotte Worthington aus Großbritannien stürzte in beiden Läufen, ebenso wie die Titelverteidigerin Nikita Ducarroz aus der Schweiz. Sie mutmaßte später: „Das Niveau war einfach sehr hoch, weswegen jede ihre besten Tricks zeigen wollte. Dann ist das Risiko eben auch hoch.“

Auch die Deutsche Lara Lessmann hatte im Vorfeld angekündigt, „all in“ gehen zu wollen. Als Dritte war die 22-Jährige aus der Qualifikation am Vortag gegangen, sie galt als Mitfavoritin, nicht zuletzt, da sie schon zweimal EM-Silber geholt hatte. 75,30 Punkte holte sie im besseren ihrer zwei Läufe, und wurde enttäuschte Vierte.

Bundestrainer Tobias Wicke hatte eine Erklärung parat: „Sie wurde im Vorfeld gehyped und das zurecht, da sie zu den Weltbesten gehört. Aber deswegen und auch wegen des Publikums, vor dem man einfach abliefern will, war der Druck enorm groß.“

Während seiner Erläuterungen stockte Wicke kurz und meinte er sei „immer noch sprachlos“. Dabei bezog er sich allerdings nicht auf Lessman, sondern auf Müllers Silbermedaille. Wobei der Trainer eigentlich einer der Wenigen gewesen sein dürfte, den die Oldenburgerin nicht überrascht hat. „Ich weiß, was sie kann, aber viele wissen das nicht. Deswegen hat heute auch niemand mit ihr gerechnet.“

Das überraschendste Element war wohl ihr „Backflip“, also Rückwärtssalto, auf den sie am Qualifikationstag noch verzichtet hatte. Ein langgezogenes „Oh“ entwich nach dem ersten Mal aus den Kehlen der versammelten Zuschauerschaft. Doch trotz der starken Vorstellung merkte Müller im Nachhinein an, dass es wohl anders ausgegangen wäre, wenn die Favoritinnen nicht gepatzt hätten.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Müller schon einmal in München gezeigt hat, was sie kann. Beim Munich Mash vor wenigen Wochen gewann sie den Titel „Best trick“. Seitdem hat sie ihre Fähigkeiten noch erweitert: „Ich habe extra für hier schon ein paar Tricks geübt.“ An das Podium habe sie trotz der speziellen Vorbereitung nicht gedacht. „Die besten drei waren nicht das Ziel, sonder einfach Spaß zu haben“, sagte sie und merkte an: „Es ist natürlich trotzdem cool.“ Natürlich grinsend. Ebenfalls allen Grund zu lachen hatte die Tschechin Iveta Miculycova (16), die mit 80,00 Punkten gewann und die Französin Laury Perez (18), die mit 78,20 Punkten hinter Müller Dritte wurde. THOMAS JENSEN

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