Die European Championships sind auch ein haariges Thema. Vor allem für Frauen: Die bei ihnen oft wallende Pracht muss im Sinne der sportlich besten Performance ja irgendwie gebändigt werden (die Männer haben es mit ihrem Trend zum Haarausfall in jungen Jahren oder zum Undercut leichter).
Wir haben „Munich 2022“ also zu einer Feldstudie in Sachen Frauenfrisuren genutzt – und sind zum Ergebnis gelangt: Gold geht an den Dutt. Im Turnen ist das am augenscheinlichsten, noch nicht mal zum 50-jährigen Münchner Olympiajubiläum trägt irgendwer noch die Olga-Korbut-Gedächtnisschwänzchen. Das Haar wird nun streng nach oben gerichtet und verknotet, es schimmert im Licht der Olympiahalle, sogar ein wenig Glitzer wird hinzugefügt. Der Dutt sitzt. 100-Meter-Sprinterin Gina Lückenkemper trägt den schnellsten Dutt Europas (gebunden in 10,99 Sekunen). Und wir haben ihn auch auf der Radbahn gesichtet. Hier steht der Dutt allerdings noch in harter Rivalität mit dem Pferdeschwanz und Zopf – die Wissenschaft wird hier noch Erkenntnisse liefern müssen, wie ein Haarschopf am besten unter einen Helm zu bringen ist.
Der Pferdeschwanz verteidigt sein Revier in Disziplinen, in denen Kappe getragen wird – ist halt praktisch und unkompliziert. Bei einigen Ruderinnen sind uns jedoch auch anspruchsvolle Flecht-Kreationen untergekommen. Fazit: Das Sportlerinnen-Haar ist im Umbruch. GÜNTER KLEN