Mihambo verpasst das Triple

von Redaktion

Im Münchner Regen fehlen drei Zentimeter auf Europameisterin Vuleta

VON NICO-MARIUS SCHMITZ

München – Die fast schon unmenschliche Siegesserie der Malaika Mihambo ist gerissen. Und das ausgerechnet bei der Heim-Europameisterschaft in München. Nach Olympia-Gold in Tokio und WM-Gold in Eugene verpasste Mihambo das Titel-Tripel innerhalb von zwölf Monaten. Am Ende fehlten drei Zentimeter auf die neue Europameisterin Ivana Vuleta. „Ich bin mit meiner Leistung zufrieden. Es ist nicht das Gefühl eines Sieges, aber es ist toll, mit euch den zweiten Platz zu feiern“, sagte Mihambo. Die Enttäuschung klang trotzdem deutlich nach.

Die Triple-Mission hatte mit viel Regen begonnen. Die Zuschauer flüchteten unters Zeltdach, die Wettbewerbe wurden aufgrund einer Unwetterwarnung nach hinten geschoben. Als die Veranstalter grünes Licht gaben, stürmten alle wieder in Richtung der unbedachten Tribünen unweit der Sprunggrube. Das durchnässt sein nahm an diesem Abend wohl jeder gerne in Kauf, um Mihambo live springen sehen zu dürfen. Schon beim Warmmachen wurde jeder Schritt der 27-Jährigen frenetisch angefeuert. Ein kurzes Winken in Richtung der Fans – und alle rasteten aus.

Mihambo war bekanntlich nicht in Topform nach München gereist. Nach ihrem WM-Triumph von Eugene infizierte sich die Athletin mit dem Coronavirus. Konnte zehn Tage nicht trainieren, fühlte sich müde und schlapp. Beim Vorbereitungscamp in Camp habe sie dann schon gemerkt, dass nicht viel verloren gegangen sei von ihren (Weltklasse-)Fähigkeiten. Trotzdem, der Start in München war einer „aus kalter Hose“. In der Qualifikation gab es dann die weiteste Weite, 6,99 Meter, locker ins Finale. Der Anlauf passte, Mihambo brachte Druck auf die Bahn und konnte Geschwindigkeit aufbauen.

„Es geht nicht darum, sieben Meter zu springen“, sagte Deutschlands Sportlerin des Jahres vor dem Wettkampf. „Ich versuche, mein Bestes zu geben, Spaß zu haben und die Menschen mitzunehmen.“

Doch für das erste Ausrufezeichen im Finale sorgte Ivana Vuleta. Vuleta flog auf 7,06 Meter – Saisonbestleistung und die Führung. Es wirkte so, als wäre das restliche Feld durch diesen Versuch ins Grübeln geraten. Mihambo startete mit 6,71 Metern. Ein guter Versuch zum Start, aber eben auch nicht mehr. Sie wirkte unzufrieden. Kurze Beratung mit Ulli Knapp, ihrem Bundestrainer, zu dem sie so ein gutes Verhältnis aufgebaut hat.

Und es wurde gleich besser, wie so oft bei diesem Erfolgsgespann. Die magischen 7 Meter übersprungen, 7,03 – nur noch 3 Zentimeter zu der Führenden – immer noch Zweite. Eine Steigerung gab es dann aber nicht mehr. Die nächsten beiden Versuche unter sieben Metern, der letzte endgültig. Die letzte Überzeugung in den Sprüngen fehlte, die eigentlich so perfekt einstudierten Bewegungsabläufe haperten.

Es lief also wieder auf den letzten Versuch hinaus. Sowohl bei der Weltmeisterschaft in Eugene als auch bei ihrem Olympia-Triumph war Mihambo mit dem sechsten Sprung zu Sieg geflogen. Und natürlich erhoben sich wieder alle im Stadion. Das rhythmische Klatschen, die angewinkelten Beine vor dem Anlauf – es nützte alles nichts. Ulli Knapp sah es gleich, dass auch dieser Versuch Vuleta nicht in Bedrängnis bringt. Die 32-jährige Serbin ließ sich feiern. Auf Rang drei landete die Britin Jazmin Sawyers.

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