München – Eigentlich, berichtete Julian Nagelsmann (35), reist er gerne ins Bochumer Ruhrstadion, wo sein FC Bayern am Sonntag auf den VfL trifft (17.30 Uhr, DAZN): „In Bochum ist eine gute Stimmung. Letztes Jahr war kurz vor dem emotionalen Lied ein Stromausfall. Ich hoffe, das ist dieses Mal anders. Weil es mir schon gefällt, wenn der Herbert da sein Liedchen trällert und das Stadion mitsingt.“ Mit dem Herbert meint der Bayern-Trainer natürlich Musiker Herbert Grönemeyer und das Liedchen ist die VfL-Vereinshymne „Bochum“. „Darauf freue ich mich – und hoffe auf ein anderes Ergebnis“, sagte Nagelsmann am Freitag.
Zur Erinnerung: In der Vorsaison kam der deutsche Rekordmeister beim Außenseiter aus dem Ruhrpott mit 2:4 unter die Räder. Die Niederlage war eine Art Zäsur in der Premieren-Saison von Nagelsmann als Bayern-Trainer und ähnlich bitter wie die Pleite im DFB-Pokal gegen Borussia Mönchengladbach (0:5) und das Champions-League-Aus gegen Villarreal im Viertelfinale.
„Die Niederlage steckt schon noch im Kopf. Es ist nie schön, wenn man verliert. Die Art und Weise war teilweise selbstverschuldet, teilweise aufgrund von Traumtoren“, erinnerte sich Nagelsmann und kündigte an: „Ein zweites Mal in Folge wollen wir dort auf keinen Fall verlieren. Dementsprechend kann man sich auf ein Spiel einstellen, was Selbiges verhindern sollte.“
Allerdings haben sich im Laufe der abgelaufenen Trainingswoche einige personelle Fragezeichen an der Säbener Straße aufgetan. Aktuell angeschlagen sind Serge Gnabry (27/knöcherner Ausriss am Handgelenk und Adduktorenprobleme), Matthijs de Ligt (23/Verletzung am Kahnbein), Dayot Upamecano (23/Schlag aufs Fibulaköpfchen) und Jamal Musiala (19/Zerrung im Übergang zum Hüftbeuger). „Wir werden auch etwas umbauen. Es waren zwei Wechsel geplant, jetzt werden es vielleicht drei“, verriet der Münchner Chefanweiser.
Vor allem für de Ligt ist die Verletzung bitter, ihn hätte Nagelsmann in Bochum in die Startelf befördert – nun wird das Unterfangen ein Wettlauf gegen die Zeit: „Er hatte heute ein MRT und wir versuchen, dass wir eine Schiene hinkriegen. Wenn er eine Schiene hat und schmerzfrei ist, könnte er mit. Ihn hätte ich gerne spielen lassen, so viel kann ich verraten.“ Upamecano habe am Freitag wieder trainiert: „Er hat sich heute normal bewegt, deswegen gehe ich davon aus, dass er spielen kann.“
Seinen Platz in der Startelf sicher hat hingegen Kingsley Coman (26) nach überstandener Rotsperre – und das nicht nur wegen den Blessuren von Musiala und Gnabry. Der Franzose hat seinen Trainer in den vergangenen beiden Wochen mit seinem Trainingsfleiß überzeugt. „Mir war wichtig, zu beobachten, wie er diese zwei Wochen ohne Bundesligaspiel annimmt und trainiert“, schickte Nagelsmann voraus, ehe er ausführlich seine Eindrücke schilderte: „Er hat Gas gegeben, auch außerhalb des regulären Mannschaftstrainings.“ Und im Wettkampfersatztraining am Montag habe Coman „sieben oder acht Tore gemacht“. Kein Wunder, dass Nagelsmann ihm eine „Monster-Qualität“ attestiert, auf die er in Bochum ungern verzichten würde. Der VfL sollte angesichts der Ankündigungen gewarnt sein, die Bayern sind auf Rache aus.