München – Der Stadtteil Köln-Müngersdorf, dort steht das Rhein-Energie-Stadion, bebte am späten Mittwochabend. Es lief die 20. Spielminute im DFB-Pokal-Erstrundenspiel zwischen Drittligist Viktoria Köln und dem FC Bayern, als der Ball plötzlich im Tor der Münchner lag und die Fans auf den Rängen vor Freude regelrecht ausrasteten. Die Ekstase hielt allerdings nur kurz, weil sich der Kölner Torschütze Simon Handle bei seinem Schuss am rechten Eck des Fünfmeterraums im Abseits befand. So nahm der Pokalabend aus Sicht der Bayern nach einem kurzen Schreckmoment noch einen erfolgreichen Lauf – und endete mit einem letztendlich souveränen 5:0 (2:0).
Trainer Julian Nagelsmann kündigte im Vorfeld der Partie zwar eine Rotation an, doch zwei Personal-Entscheidungen überraschten dann doch: So stand Sven Ulreich für Kapitän Manuel Neuer zwischen den Pfosten und Sadio Mané hatte zur Verwunderung vieler einen Platz in der Startelf erhalten. „Für heute ist er Pokaltorwart“, sagte Nagelsmann vor Anpfiff über Ulreich. Neuer habe „damit kein Problem, auch wenn er sehr ehrgeizig ist und immer spielen will“. Und Mané? „Sadio ist ein wichtiger Spieler und wir wollen in die nächste Runde kommen. Er ist die Belastung aus der Premier League gewohnt, er ist super in Form und will immer spielen.“
In der Anfangsphase war es vor allem die Viktoria, die von den Umstellungen in der Bayern-Mannschaft profitierte. Mit großer Leidenschaft bestritten die Kölner ihre Zweikämpfe, setzten stets aggressiv nach und raubten den Münchnern dadurch ihren Spielfluss. Darum dauerte es auch eine gute Viertelstunde, ehe die Gäste das erste Mal gefährlich vors Tor kamen: Mathys Tel, der mit gerade einmal 17 Jahren sein Startelf-Debüt feierte, prüfte Schlussmann Ben Voll mit einem satten Schuss. Drei Minuten später setzte sich der Teenager mit einem sehenswerten Dribbling gegen zwei Kölner und zog auf Sechzehner-Höhe ab. Voll war erneut zur Stelle. Für die bayerische Erlösung sorgte nach 35 Minuten ein anderer Startelf-Debütant: Ryan Gravenberch. Nach einer flüssigen Passkombination über Joshua Kimmich, Serge Gnabry und Thomas Müller landete der Ball im Strafraum vor den Füßen des 20-jährigen Niederländers, der trocken zur 1:0-Führung abzog.
Mit dem Halbzeitpfiff kam dann der große Auftritt des Mathys Tel zum 2:0: Gravenberch spielte den Franzosen an der linken Seite an, Tel zog zielgerichtet nach innen und feuerte voller Überzeugung halbhoch ins rechte Eck. Dieser Treffer hatte sich angedeutet, immerhin war Tel der auffälligste Offensivspieler auf dem Platz – sowohl mit als auch ohne Ball. Nach dem Seitenwechsel erhöhten Mané (53.) und der eingewechselte Jamal Musiala (67.) auf 4:0.
In den letzten 20 Minuten in Köln feierte dann auch Leon Goretzka das ersehnte Comeback nach seiner Knie-Operation und traf zum 5:0-Endstand (82.) Nun hat der deutsche Rekordmeister im Zentrum wieder die Qual der Wahl. Nicht umsonst hatte Sportvorstand Hasan Salihamidzic im Vorfeld der Partie angekündigt, dass der Kader nun komplett ist: „Es ist alles gemacht und ich glaube, auch gut gemacht. Wir sind zufrieden, wie die Mannschaft dasteht. So wollen wir in die Saison.“ Und endlich wieder ins Pokalfinale nach Berlin. Der erste Schritt ist getan.