Dem Kaiser auf der Spur

von Redaktion

B-Elf oder Stammspieler? 67-Mio.-Mann de Ligt will ins Rampenlicht – und „viele, viele Titel“

München – Am Mittwochabend in Köln gab es andere Hauptpersonen. Da wurde über Mathys Tel geredet, über Leon Goretzka, natürlich über Jamal Musiala und Sadio Mané. Ein 5:0 in der ersten Pokal-Runde gegen einen tapferen Drittligisten, das ist einfach kein Spiel, bei dem Bayern-Verteidiger sich auszeichnen. Die Kurzzusammenfassung: Matthijs de Ligt stand 90 Minuten auf dem Platz, hat eine solide Partie absolviert – und ist jetzt wieder im Mittelpunkt. Mit der Frage: Wann ist der 67-Mio.-Mann Stammspieler?

Sieben Wechsel hat Julian Nagelsmann im Vergleich zum 1:1 gegen Gladbach vorgenommen, streng genommen also rotierte de Ligt mit der B-Elf auf den Platz. Dass die Ansprüche des 23-Jährigen andere sind, ist jedem bewusst. De Ligt bezeichnete sich just im Vereinsmagazin „51“ als „zurückhaltenden Menschen“, er ist niemand, der lauthals – oder gar öffentlich – Ansprüche stellt. Natürlich aber will er lieber heute als morgen vorbeiziehen an Lucas Hernandez oder Dayot Upamecano, die aktuell als erste Wahl gelten.

Der Niederländer ist bereit für die anstehenden Wochen, lechzt auch nach der großen Bühne der Champions League. Und er ist sich seiner angedachten Rolle im Star-Ensemble von Julian Nagelsmann auch durchaus bewusst. „Ich mag es, die Verantwortung zu tragen. Für mich fühlt es sich gut an, es macht mich nicht nervös“, führte er im Interview aus. „Rampenlicht“, ergänzte er, sei für ihn gleichbedeutend mit der „Verpflichtung, etwas zurückzugeben“. Schon bei Juventus Turin und zuvor in Amsterdam habe er stets Druck gehabt: „Man muss lernen, damit zu leben.“

Dass er das schon im jungen Alter geschafft hat, liest man zwischen den Zeilen. Zwar ist de Ligt erst mit sechs Jahren („ziemlich spät“) zum Fußball gekommen: „Ab diesem Moment aber war ich verliebt.“ Seine ausgeprägte Fähigkeit, Kommandos zu geben, trainierte er sich bereits als Bub an, heute ist sie die „zweite Natur“ des Nationalspielers. Orientiert hat er sich stets an älteren Mitspielern, unter anderem Giorgio Chiellini, Gigi Buffon und Cristiano Ronaldo. „Vielleicht“, sagt er, „bin ich deshalb reifer als andere 23-Jährige.“

De Ligt wirkt unaufgeregt, nahbar und wissbegierig. Seine neue Heimat München erkundet er gerne mit dem Fahrrad, nach dem Training geht die tägliche Tour mit Freundin Annekee los. Vor der Freizeit ackert er auf dem Rasen in jenem Stil, den er als „DNA des FC Bayern“ bezeichnet. Mit „Disziplin, harter Arbeit und Siegen“ charakterisiert de Ligt den Club, an den er bis 2027 gebunden ist. Zudem eint alle im Kader „der zentrale Charakterzug, immer mehr zu wollen“.

Wenn ab kommender Woche die Jagd auf den Henkelpott beginnt, will de Ligt eine andere, eine größere Rolle spielen. Zwar würde er sich niemals mit Franz Beckenbauer vergleichen, aber: „Er hat sehr lange und sehr erfolgreich für den FC Bayern gespielt und viele, viele Titel gewonnen. Das ist auch mein Ziel.“ Übersetzt: De Ligt sieht sich als Hauptperson, in jedem Spiel. HANNA RAIF

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