Köln – Aus dem Duell um den Stammplatz im zentralen Mittelfeld neben Joshua Kimmich (27) ist in Köln ein Dreikampf geworden. Bisher schien dort Marcel Sabitzer (28) gesetzt, doch in Köln ließen zwei andere Kandidaten aufhorchen: Ryan Gravenberch (20) und Leon Goretzka (28), der nach einer Knie-Operation sein Comeback inklusive Torerfolg zum 5:0-Endstand feierte. „Es war sehr schön, darauf arbeitet man die ganze Reha über hin. Dass das dann so funktioniert hat – ein rundum gelungener Abend“, sagte Goretzka.
Bei seinem anschließenden Jubel war dem Nationalspieler anzusehen, dass ihm ein Stein vom Herzen fiel: „Es ist ja auch schwierig gewesen. Eigentlich hatte ich gar keine Schmerzen und wurde dann aus der Vorbereitung gerissen – auf eine wichtige Saison mit WM. Das war am Anfang nicht einfach, aber ich habe dann relativ schnell wieder gute Gedanken gefunden. Ich wollte die Zeit nutzen, um topfit zu sein, wenn ich wiederkomme.“ Und wie viel Prozent beträgt das Leistungslevel von Goretzka nun? „100 Prozent!“
Dann kann die Saison jetzt auch für das Muskelpaket losgehen. Sportvorstand Hasan Salihamidzic (45) frohlockte: „Leon hat sich nach seiner Verletzung gleich zurückgemeldet. Top, das freut mich sehr!“ Mit Freude hat der Sportchef auch das Startelf-Debüt von Neuzugang Gravenberch verfolgt. Das Holland-Talent erzielte den ersten Treffer des Abends, bereitete das 2:0 von Mathys Tel (17) vor und wurde anschließend als Mann des Spiels ausgezeichnet. „Er hat sehr gute technische Möglichkeiten, löst viele Situationen in engen Räumen. Das gepaart mit seiner Torgefahr – da sind wir im Mittelfeld gut besetzt.“
Trainer Julian Nagelsmann (35) hat jetzt also auch im Zentrum die Qual der Wahl. Gibt’s nun ein Hauen und Stechen im Münchner Maschinenraum? „Das glaube ich nicht. Was wir aktuell richtig gut machen, ist, dass einfach alle ihre Leistung bringen. Wir haben so viele Spiele, in der Frequenz hatten wir die englischen Wochen noch nie. Ich denke schon, dass da eine Lösung gefunden werden kann“, glaubt Goretzka. Er selbst traut sich nach seinem 22-Minuten-Auftritt eine Startelf-Rückkehr zu: „Ja, natürlich! Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich so denke. Aber ich bin ja auch nicht bescheuert. Ich weiß, dass es am Wochenende wahrscheinlich nicht klappen wird. Aber mit der Einstellung gehe ich da ran.“ Etwas zurückhaltender äußerte sich Gravenberch: „Natürlich willst du immer spielen – und jetzt ist es passiert. Ich wollte mich zeigen und habe es geschafft.“
Trotz der Gala von Gravenberch und Goretzka steht am Samstag bei Union Berlin (15.30 Uhr) wohl Marcel Sabitzer in der Startelf. Der Österreicher wird vor allem wegen seiner defensiven Verlässlichkeit von Nebenmann Kimmich und Trainer Nagelsmann geschätzt. Wegen dessen Leistungsexplosion wurde auch der Transfer von Konrad Laimer (25) von RB Leipzig nicht realisiert. Ansonsten hätte man nun einen Vierkampf. bok