Mia ham Gier

von Redaktion

„Geist sehr positiv“: 23 Bayern-Profis brennen – und Nagelsmann moderiert

VON MANUEL BONKE

Köln – In den Katakomben des Rhein-Energie-Stadions herrschte reges Treiben. Im Minutentakt kamen die Stars des FC Bayern nach dem 5:0-Pokalsieg gegen Viktoria Köln oberkörperfrei aus dem Kabinentrakt. Joshua Kimmich (27), Leroy Sané (26), Jamal Musiala (19), Leon Goretzka (27) – alle hatten ihr weißes Auswärtstrikot in der Hand und tauschten es mit den Spielern des tapferen Drittligisten. So gierig die Kölner nach Abpfiff auf die bayerische Spielkleidung waren, so gierig waren die Münchner in den 90 Minuten zuvor auf Spielzeit.

„Wir konnten heute auch sehr gut wechseln. Die Spieler kommen in der Halbzeit und sagen, sie wollen unbedingt spielen“, verriet Trainer Julian Nagelsmann und sprach von einem „guten Zeichen. Man könnte meinen, das ist selbstverständlich. Aber das ist nicht immer so, wenn man im Pokal gegen einen Drittligisten spielt.“ Die Konkurrenz-Situation zwinge den einen oder anderen eben zu diesem Verhalten: „Dieser Geist ist sehr, sehr wichtig. Der ist extrem positiv spürbar in der Kabine, aber auch auf dem Platz.“ Frei nach dem Motto: Mia san mia – und mia ham Gier.

Konkurrenzkampf war vergangene Saison aufgrund von Verletzungen oder Formtiefs nur bedingt zu spüren. Häufig stellte sich die Elf von selbst auf. Heuer ist das Team nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ besser aufgestellt. Darum konnte Nagelsmann gegen Köln ohne Bedenken auf sieben Positionen wechseln. Unter anderem kamen die Neuzugänge Mathys Tel (17), Ryan Gravenberch (20) und Noussair Mazraoui (24) zu ihren Startelf-Debüts. In der zweiten Halbzeit wurden Stars wie Sané eingewechselt – sie brannten auf Einsatzzeit. Wegen dieser Energie habe Nagelsmann bereits jetzt ein besseres Gefühl „als an jedem Tag der letzten Saison“.

Ähnlich sieht es Sportvorstand Hasan Salihamidzic (45): „Wenn man sieht, wie die gestandenen Spieler, die heute nicht von Anfang an gespielt haben, reinkommen, was die für eine Spielfreude haben: Leroy, Sabi, Leon. Boah!“ Kein Wunder, dass Salihamidzic den Konkurrenzkampf als optimal für den FC Bayern bezeichnet: „Wenn sie sich die Trainingseinheiten anschauen: Die sind wirklich besser als manche Bundesligaspiele! Ich bin sicher, dass der Trainer die richtigen Knöpfe drücken und die richtigen Aufstellungen wählen wird. Wir brauchen alle!“ Ein klarer Arbeitsauftrag an Nagelsmann, den Konkurrenzkampf innerhalb des zuweilen eitlen Münchner Star-Ensembles mit dem nötigen Fingerspitzengefühl zu moderieren.

Etwas empfindlich reagierte Rückkehrer Goretzka auf das K-Wort. „Der Konkurrenzkampf beschäftigt euch echt, oder? Wir reden über Bayern München – einen Konkurrenzkampf gibt’s da immer“, sagte der Mittelfeldspieler und versicherte: „Ich erlebe das aktuell total positiv. Es ist auch überhaupt nicht so, dass jetzt einer dem anderen nichts gönnt, sondern man pusht sich gegenseitig. Bis jetzt habe ich da ein richtig gutes Gefühl.“

Die nächsten Härtefälle wird es bereits am Samstag gegen Union Berlin (15.30 Uhr, Sky) geben, wenn Nagelsmann erneut drei Stars aus seinem 23-Mann-Kader streichen muss. Vorausgesetzt, alle sind fit. In Köln traf es Benjamin Pavard (26), Paul Wanner (16) und Bouna Sarr (30).

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