München – Im Fußball denkt man ja gerne von „Spiel zu Spiel“, Julian Nagelsmann jedoch lebt lieber nicht nach dieser abgedroschenen Floskel. Drei Partien, sagt der Bayern-Trainer, hat er im Kopf, wenn es an die unmittelbare Vorbereitung der Englischen Wochen geht, wenn er sich den Kopf über Aufstellung, Taktik und Matchplan zerbricht. Und so unterschiedlich die Aufgaben dieser Tage auch sind: Über die Abfolge der Gegner Viktoria Köln, Union Berlin und Inter Mailand hat er sich schon nach der finalen Ansetzung der Spiele richtig gefreut.
Die Leistungsklassen könnten unterschiedlicher kaum sein, dass die Mannschaften sich aber von der Spielidee ähneln, hat dem Coach die auf dem Papier stressig wirkende Woche enorm erleichtert. „Es ist nicht so schlecht, dass man sich mit einem Mal auf beide Teams vorbereiten kann“, sagte der 35-Jährige vor dem Bundesliga-Topspiel an diesem Samstag (15.30 Uhr) bei Union Berlin. Nach dem 5:0 bei ,Mini-Union’ Viktoria Köln ist das Auswärtsspiel bei ,Mini-Inter’ Union schon ein echter Härtetest vor dem wichtigen Start in die Gruppenphase der Champions League am Mittwoch. „Es gibt schon Parallelen“, sagte Nagelsmann – und führte sie gerne aus.
„Sie ähneln sich von der Art und Weise, zu spielen und haben eine ähnliche Grundordnung“, sagte er und sprach sowohl über das Umschaltspiel als auch die Doppelspitze und die beiden Außenspieler, die defensiv wie offensiv eingreifen. Nach vorne hat er sein Team auf viele Diagonalbälle und Flanken in den Strafraum eingestellt. Die 90 Minuten in der Hauptstadt sollen als Blaupause für Italien dienen.
Rund vier Tage liegen zwischen den beiden wichtigen Partien, Nagelsmann wirkt aber alles andere als gestresst. Der „sehr gute Geist auf dem Trainingsplatz, der Siegeswille, die Stimmung“ erleichtert ihm aktuell den Job, obwohl der Konkurrenzkampf ihn alle paar Tage vor eine große Herausforderung stellt. Für die Partie in Berlin fallen Mathys Tel („kleiner Kapselriss“) und Bouna Sarr (Patellasehne) aus, der angeschlagene Eric-Maxim Choupo-Moting ist aber genauso dabei wie Leon Goretzka, der bei seinem Comeback in Köln gleich getroffen hatte. Ein Kandidat für die Startelf, in der es „ ein paar Veränderungen geben wird“, ist der Rückkehrer noch nicht. Immerhin aber setzt Nagelsmann in naher Zukunft wieder auf ihn – und prognostizierte: „Leon wird sich in der Saison nicht mehr verletzen.“
Das wäre einerseits gut, erhöht aber andererseits auch das interne Hauen und Stechen um die Startelf-Plätze. Im Moment gönnen die Stars sich gegenseitig die Spielzeit, wollen mit der Diskussion um den Konkurrenzkampf nichts zu tun haben. Nagelsmann aber ist sich dessen bewusst, dass der Moment kommen wird, in dem nicht mehr jeder zufrieden ist: „Definitiv!“ Aus gutem Grund appellierte er schon jetzt an die Spieler, „eine gewisse Selbstlosigkeit“ an den Tag zu legen. Sollte es gelingen, „das Teamgefüge aufrecht zu erhalten“, ist „die Wahrscheinlichkeit, erfolgreich zu sein, höher.“ Und überhaupt: „Wir sind halt bei Bayern München, da gibt es Konkurrenz!“
In Köln wollten alle spielen, in Berlin wollen sie – und in Mailand sowieso. Auch dessen Trainer Simone Inzaghi wird am Samstag genau hinsehen. Das ist der Nachteil an der Blaupause, sagt Nagelsmann: „Für Inter ist das auch ein Scouting-Spiel.“ hlr, pk