Köln – Dennis Schröder hatte im Bauch der Kölner Arena gut lachen. Bei wie viel Prozent er denn wohl sei? „Kurz vor 100“, antwortete der bestgelaunte Kapitän der deutschen Basketballer nach dem rauschhaften Start in die Heim-EM kurz und knapp, er wollte lieber über andere reden. Etwa über die „optimale Teamleistung“ und natürlich über das extrem laute Publikum.
„So eine Teamchemie hatten wir vorher noch nicht“, betonte Schröder nach dem 76:63 (38:31) gegen Frankreich, Silbermedaillengewinner bei Olympia in Tokio. Dass das Statement vor 18 017 Fans in der randvollen Lanxess Arena gelang und dann auch noch im Anschluss an die Zeremonie für Dirk Nowitzki, dessen Nationaltrikot unter die Hallendecke kam, sorgte für einen Abend, über den noch lange zu reden sein wird.
Nowitzki klatschte mit jedem Einzelnen ab, als er vom Parkett ging und es seinen Erben überließ. „Let’s go“, sagte der 44-Jährige, der Funke sprang über. Es sei „Motivation pur“ gewesen, die Ehrung zu verfolgen, berichtete Schröder, „ein cooler Moment für uns alle“, erzählte Shootingstar Franz Wagner.
Vor dem Turnierstart hatte Nowitzki diese beiden als Schlüsselspieler ausgemacht, doch es stachen andere hervor, auch wenn niemand abfiel. Besonders die Berliner Connection, Maodo Lo (13 Punkte) und Johannes Thiemann (14) von Meister Alba sowie Niels Giffey (13), der den Club im Vorjahr verlassen hatte und in der Hauptstadt geboren wurde, glänzten.
„Geiles Spiel, das hat wirklich Bock gemacht“, sagte Lo bei MagentaSport: „Jeder war involviert und hat seinen Teil beigetragen. Wir haben uns bei jedem Korb gefeiert.“ Giffey genoss die „kranke Stimmung. Das war unglaublich.“
Auf den Tag genau drei Jahre nach dem Fehlstart in die enttäuschende China-WM, als gegen die Franzosen kein Team auf dem Feld stand, lief alles anders. Bundestrainer Gordon Herbert dirigierte einen verschworenen Haufen, die Spieler kommunizierten permanent und schlugen den Favoriten als Kollektiv. Der Deutsche Basketball Bund (DBB) schrieb vom „Wahnsinnssieg“.
„Ich bin nicht überrascht, dass wir so gut spielen“, sagte NBA-Profi Wagner. Es sei allerdings „vielleicht auch ganz gut, wenn Leute uns unterschätzen“. Vier Tage nach der beeindruckenden Generalprobe gegen Europameister Slowenien in München (90:71) räumte die deutsche Mannschaft den nächsten Großen weg. Kann sie das Niveau halten, ist der Sprung zur Finalrunde in Berlin sicher.
„Wir kamen ohne Angst hierher. Ich muss meine Spieler loben für die Art, wie sie gespielt haben“, sagte Herbert. Spätestens jetzt ist klar, dass es keine leeren Worte waren, als der Kanadier bei seinem Amtsantritt von Medaillen redete. Das Potenzial ist da.
Jetzt gilt es nachzulegen. „Im Endeffekt haben wir ein Spiel gewonnen, wir haben noch vier zu gehen“, mahnte Schröder: „Darauf müssen wir uns konzentrieren.“ Am Samstag wartet Bosnien-Herzegowina, er habe „ehrlich gesagt keine Informationen“ zum Gegner, so Herbert, „mein Fokus galt zu 100 Prozent Frankreich.“
Gelingt ein Sieg und vielleicht am Sonntag (beide 14.30 Uhr/MagentaSport) gegen die starken Litauer gleich noch einer, wäre die Ausgangslage in der schwierigen Gruppe blendend. Doch so weit denkt noch niemand. „Das Spiel ist jetzt vorbei“, sagte Wagner, „das müssen wir schnell abhaken.“ sid