Köln – Phasenweise hatte es den Eindruck, als würde Franz Wagner schweben. Die Arme als Flügel zur Seite gestreckt ließ sich der NBA-Profi im dritten EM-Vorrundenspiel von den Fans in Köln tragen. Beim 109:107-Spektakel nach zweimaliger Verlängerung gegen Litauen erinnerte der 21-Jährige an den jungen Dirk Nowitzki im Nationaltrikot. „Der Typ ist geisteskrank, so muss man das einfach sagen“, lobte Routinier Johannes Thiemann den Senkrechtstarter der Orlando Magic nach dessen 32-Punkte-Gala.
Wagner traf aus der Mitteldistanz, attackierte den Ring und war von der Dreierlinie erfolgreich. Hinten schockte er die Litauer mit einem Monsterblock und war sich auch für die Arbeit unter dem Korb nicht zu schade. „Wenn er so weitermacht, dann wird er ein ganz Großer“, lobte Kapitän Dennis Schröder. Wagner war das Lob fast peinlich. „Jeder kennt es, der schon mal Sport gemacht hat. Wenn man seinen Instinkten folgt, dann geht alles etwas leichter von der Hand“, analysierte der gebürtige Berliner, der bei den drei Siegen im Schnitt 19,3 Punkte erzielte. Das Achtelfinale ist erreicht, gestern hatte das DBB-Team trainingsfrei, heute geht’s weiter gegen Titelverteidiger Slowenien.
Hinter den Kulissen kracht es allerdings. Denn die Spiele sind live nur (wenn auch frei empfangbar) bei MagentaSport zu sehen. Daher griff DBB-Präsident Ingo Weiss ARD und ZDF öffentlich an: „Ich finde es schon ziemlich ignorant und enttäuschend, dass die Öffentlich-Rechtlichen nicht ihrem Auftrag nachkommen.“ Die Sender wiesen die Kritik zurück, verwiesen auf Berichte in ihren Sportsendungen.
Unterdessen hat der europäische Basketball-Verband Ermittlungen nach den Vorfällen beim Vorrunden-Spiel zwischen Co-Gastgeber Georgien und der Türkei in Tiflis aufgenommen. Die Uhr war nach Beginn einer Rangelei 22 Sekunden weitergelaufen, die Türkei verlor 83:88 n.V. Auch nach dem Spiel soll es zu Handgreiflichkeiten gekommen sein. dpa