München – Die Umstände hätten besser nicht sein können: Trachten-Einkleidung als Tabellenführer. Wann erlebt man das schon? Am Vortag hatte der TSV 1860 im Toto-Pokal die Pflichtaufgabe mit 3:1 gegen Türkgücü gemeistert, zog /ins Viertelfinale ein – Blumen für Trainer Michael Köllner (52) vom einst ungeliebten Stadtrivalen inklusive. Am Mittwoch dann stand für den Spitzenreiter der 3. Liga der Traditions-Termin beim Angermaier an.
Und die Laune hatte sich über Nacht nicht getrübt. Köllner flachste hier, flachste da – war bestens aufgelegt. Aus gutem Grund: „Dass wir sportlich so eine Startphase hinlegen und hier als Tabellenführer in die Tracht schlüpfen können, hätte sich ja niemand vorstellen können“, sagte ein strahlender Trainer am Rande der Anprobe und gab zu: „Bis zur Wiesn wollten wir unter den ersten drei stehen und das haben wir mit zwei offenen Spielen (Elversberg und Aue, Anm. d. Red.) fast schon erreicht.“
Heuer sieht der Spielplan für die Löwen keine Wiesn-Heim-Partie vor; Aue (16. September) reist am Freitag vor dem Anstich an, dann ist Länderspielpause und es folgt die Auswärtspartie bei Dortmund II. Schlimm für Köllner? „Na! Ich habe mir sagen lassen, dass wir bei Wiesn-Heimspielen immer sch… gespielt haben. Für uns ist es super, dass wir die Länderspielpause haben. Dann können wir ohne schlechtes Gewissen hingehen.“ Denn, das bestätigte Köllner, Anstoßen ist auch für die Spieler drin.
Dass er selbst schon in Tracht zum Termin angereist war, erklärte Köllner. „Ich brauche ja Ausweichklamotten! Ich habe ein paar mehr Termine auf der Wiesn. Wenn die Frau daheim mit dem Waschen nicht mehr hinterherkommt, will ich ja nicht muffelig rumlaufen.“
Was für den einen die x-te, war für den anderen die erste Tracht. So auch für Abwehr-Ass Jesper Verlaat (26), der direkt angetan war von seinen neuen Lederhosn. „Das sieht schon cool aus“, sagte der blond gelockte Gute-Laune-Typ, für den es der erste Oktoberfest-Besuch sein wird. „Ich war auf dem Freimarkt (Volksfest in Bremen, d. Red.) zwar schon mal im Bayern-Zelt. Aber das war natürlich nicht zu vergleichen“, unterstrich er. Übrigens: Auch wenn er noch nie in einer Lederhose gesteckt hatte, weckte das Beinkleid doch gewisse Assoziationen im Niederländer: „Fühlt sich an wie ein Neoprenanzug, fast genauso eng“, sagte der Surfer-Typ Verlaat, der schon des Öfteren auf dem Brett unterwegs war. Müsste er sich zwischen beiden Kleidern ientscheiden, wäre die Wahl keine schwere. „Lederhose! Ist doch klar“, sprach er und dampfte ab. Auch für ihn galten Köllners Worte: Lederhose und sportliche Leistung? „Basst ois!“ JACOB ALSCHNER