Köln – Das Unheil nahm bei Nick Weiler-Babb schon im vorletzten Gruppenspiel gegen Slowenien seinen Lauf. Immer wieder schüttelte der Bayern-Profi seinen Arm, riss trotzdem noch 15 Einsatzminuten ab. Doch man merkte schon: Das Problem wollte nicht weichen. Tags darauf war es dann Gewissheit: Gegen Ungarn musste Weiler-Babb passen, sah mit den geschonten Daniel Theis und Dennis Schröder zu.
Am Donnerstag fehlte der 26-Jährige dann bei der Abreise des Nationalteams in Richtung Berlin – stattdessen eilte er zur Behandlung nach München. Ob er beim Achtelfinale am Samstag (18 Uhr/Magentasport frei empfangbar) wieder mitmachen kann, ist zumindest fraglich.
Ein Ausfall des gerade eingebürgerten Bayernstars würde Bundestrainer Gordon Herbert sicherlich zumindest leises Kopfzerbrechen bereiten. Mit durchschnittlich 16 Einsatzminuten mögen Weiler-Babbs Spielanteile zwar eher überschaubar gewesen sein. Und doch hatte sich der Schachzug des Deutschen Basketball Bundes (DBB), die Einbürgerung des gebürtigen Texaners als ein gelungener erwiesen.
Nicht umsonst beorderte der deutsche Coach ihn konsequent in die Startbesetzung, wo er den kreativeren Dennis Schröder und Franz Wagner defensiv den Rücken freihalten sollte. Die Aufgabe, die gegnerischen Stars zu kontrollieren, löste der Euroleague-erprobte Guard gut – einzig gegen Luka Doncic fand auch der Münchner „Defensivminister“ keine wirklichen Mittel.
Was sich spätestens tags darauf wieder relativierte als der Regisseur der Dallas Mavericks Frankreich mit 47 Punkten fast im Alleingang aus den Hoffnungen vom Gruppensieg warf. In der EM-Historie hatte es nur der leidlich bekannte Belgier Eddy Terrace auf noch mehr gebracht. Zum 90:48 über Albanien hatte der 1957 sogar 63 Punkte beigesteuert.
Bislang war das deutsche Team in diesem Sommer mit personellen Problemen allerdings ganz gut zurechtgekommen. So wie auch zuletzt gegen Ungarn, als der zuvor einsatzlose Christian Sengfelder mit 22 Punkten gleich einmal zum Topscorer durchstartete.
Spätestens in einem möglichen Viertelfinale, so viel ist klar, hätte Gordon Herbert seinen Defensivspezialisten dann aber doch ganz gerne zurück. Denn dort wartet aller Voraussicht nach Griechenland, das von NBA-Star Giannis Antetokounmpo bislang spektakulär durch das Turnier getragen wird. Und dessen Kreise wird Herbert ganz sicher gerne zumindest ein bisschen einschränken wollen. PATRICK REICHELT