Am Ende hat der vielleicht Beste der Besten seine ganze Magie in die Waagschale werfen müssen, um dem deutschen Basketball-Märchen von Köln zumindest ein bisschen Glanz zu nehmen. 83 Punkte sammelte Luka Doncic in seinen beiden letzten Vorrundeneinsätzen ein. Und das war auch notwendig, um Slowenien bei der paneuropäischen EM mit Siegen über Deutschland und Frankreich wieder in die erste Reihe zu bringen. Hinein in den Kreis mit Serbien oder Griechenland. Jenen Teams, die vor dem Umzug in den Finalort Berlin als heißeste Titelanwärter gehandelt werden.
Das deutsche Team gehört diesem illustren Zirkel vor dem Start der K.o.-Phase eher nicht an. Aber die Vorrunde am Rhein hat auch gezeigt: Das Ensemble von Bundestrainer Gordon Herbert ist bei diesem Turnier nicht weit entfernt vom Konzert der Allergrößten. Zur Erinnerung: Die Reise nach Köln trat das deutsche Team begleitet von Wünschen an, sie müsse halt irgendwie durchkommen, durch die superschwere Gruppe mit Slowenien, Frankreich & Co. Und nun? Fährt man mit vier Siegen im Gepäck als Zweiter in die Hauptstadt. Das befürchtete Finale gegen Ungarn wurde auch ohne die geschonten NBA-Stars Dennis Schröder und Daniel Theis zum lockeren Schaulaufen.
Und eigentlich könnte die Ausgangsposition vor dem Start in die K.o.-Phase besser kaum sein. Man ist einem frühen Duell mit Weltmeister Spanien oder der Türkei um Euroleague-Wirbelwind Shane Larkin aus dem Weg gegangen. Man kann auch weiter aus der Position des aussichtsreichen Außenseiters ins Rennen gehen, mit der man in Köln so gut gefahren ist. Motto: Alles kann, nichts muss.
Und die deutsche Mannschaft hat sich selbst bewiesen, dass sie tatsächlich alles hat, was man braucht, um bei so einem Turnier von höheren Zielen träumen zu dürfen. Man hat ein breit aufgestelltes Ensemble, man hat mit Franz Wagner, Dennis Schröder und Maodo Lo gleich drei Akteure, die jederzeit Verantwortung übernehmen können. Frankreich, Bosnien und Herzegowina und Litauen haben es schmerzhaft zu spüren bekommen. Einzig gegen Slowenien leistete sich das deutsche Toptrio einen weniger glanzvollen Abend. Doch da hat in Luka Doncic ja auch der vielleicht Beste der Besten seine ganze Magie in die Waagschale geworfen.
patrick.reichelt@ovb.net