Dem Wunder Elversberg auf der Spur

von Redaktion

Nico Karger vor dem Duell seiner Ex-Clubs: „Das wird nicht leicht für 1860“

VON ULI KELLNER

München – Fußballwunder SV Elversberg. Bester Aufsteiger der Drittliga-Geschichte. Leverkusen-Bezwinger im DFB-Pokal. Ein kleiner Club aus dem Saarland, der Großes leistet und mit 17 geschossenen Toren von Platz zwei der Tabelle grüßt. Die Löwen haben sich im Vorfeld des Topduells am Samstag (14 Uhr) alle Mühe gegeben, dem Erfolgsgeheimnis des Sensations-Aufsteigers auf die Schliche zu kommen. „Wir haben viele Spiele angeschaut“, berichtete Trainer Michael Köllner: „Sie haben starkes Personal und werden von den Fans getragen. Du musst verhindern, dass sie in eine Euphorie reinkommen. Mehr Spitzenspiel geht nicht, glaube ich.“ Selber, gibt er zu, sei er aber nie vor Ort gewesen.

Ein Fehler, wie Nico Karger, 29, findet, der mit Elversberg aufgestiegen ist, ehe es ihn zurück nach München zog, wo seine Familie wohnt. Die Einschätzung des Ex-Löwen, der nur noch zum Spaß für den FC Deisenhofen kickt: „Das wird für 1860 auf gar keinen Fall einfach!“

Schon weil es so ein ungewöhnlicher Standort für Profifußball sei. Ein Lidl, ein paar Wohnkomplexe, eine lange Hauptstraße. So beschreibt Karger die kleine Gemeinde nördlich von Saarbrücken: „Mit bayerischen Dörfern ist Elversberg nicht zu vergleichen. Es gibt dort nicht mal ein Gasthaus, nur so eine Art Currywurstbude.“

Und überhaupt: Man müsse erst mal hinfinden in dieses 12 500-Seelen-Nest. So wie Karger vor zwei Jahren, als er sich entschloss, die gut dotierte Offerte anzunehmen. „Obwohl ich mit 1860 II mal da war, musste ich googeln, wo genau das liegt“, berichtet er: „Das erste Training fand in Frankreich statt, wo ich fünfmal am Platz vorbeigefahren bin. Es wohnt auch nicht wirklich jemand in Elversberg. Bis auf einen Spieler, der keinen Führerschein hatte, sind alle nach Saarbrücken gependelt. Dort ist ein bisschen mehr geboten.“

Sportlich dagegen hat Elversberg einiges zu bieten. Schon im Aufstiegsjahr seien „richtig gute Spieler am Start“ gewesen, so Karger, angeführt von Kapitän und Abwehrchef Kevin Conrad, „der den Laden zusammenhält, auch menschlich“. Die Topspieler: Robin Fellhauer, der Rechtsverteidiger: „Brutal schnell, der wird sich noch höherklassiger spielen.“ Ex-Clubberer Manuel Feil, der Außenbahnblitz. Nicht zu vergessen die Torgaranten Luca Schnellbacher und Kevin Koffi. Karger: „Das könnte richtig knackig werden für 1860.“ Nicht ohne Grund betont Köllner, „dass wir defensiv sehr gut stehen müssen, ohne aber unseren MAN-Bus im Strafraum zu parken“.

Alimentiert wird der Profifußball in Elversberg von der Firma Ursapharm, die sich auf Augenheilkunde spezialisiert hat. „Eine gewaltige Macht, die dahinter steckt“, weiß Karger: „Schon in der Regionalliga wurde ungewöhnlich gut gezahlt. Soweit ich weiß, hat die Familie Holzer auch das Stadion mit seinen vielen Logen hingestellt. Was das angeht, kann das Grünwalder Stadion nicht mithalten.“ Zu Horst Steffen, 53, dem sportlichen Vater des SVE-Erfolgs, will Karger dagegen nicht viel sagen: „Er ist ein guter Trainer. Punkt.“

Gerne, so Karger, wäre er beim Duell seiner Ex-Clubs vor Ort gewesen. Jedoch: „Ich spiele da selber – mit Deisenhofen gegen Kottern.“ Sein Tipp für das Spitzenspiel: „Unentschieden – oder 3:2 für Sechzig.“ Wird Köllner gerne hören. Der 1860-Coach plant den siebten Sieg im achten Spiel und orakelt: „Es wird Räume geben. Wir müssen sie suchen und finden. Das ist im Fußball nicht anders als bei der Ostereier-Suche.“ Vorausgesetzt, man findet hin in dieses Dorf, das die 3. Liga aktuell aufmischt.

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