Der berühmteste Moment des Ringens

von Redaktion

Es gibt im Ringen zwei Stilarten: Freistil und griechisch-römisch. Im Freistil hatte Wilfried Dietrich, der „Kran von Schifferstadt“, 1960 Olympiasieger, keine Chance gehabt gegen den 22-jährigen Amerikaner Chris Taylor. In der Klasse der Superschweren über 100 Kilo spielte Taylor mit seinen mehr als 193 Kilo in einer eigenen Liga. Er war technisch lausig, doch die Gegner konnten diesen Klops nicht verrücken. Auch Dietrich scheiterte im freien Stil an Taylor, der Bronze holte. Im griechisch-römischen Wettbewerb, bei dem Griffe nur über der Gürtellinie erlaubt sind, traf Dietrich erneut auf Taylor. Und lieferte sein spätes Meisterwerk. Beim Aufwärmen versuchte er, ob er seine Arme überhaupt um Taylors massigen Leib (196 Zentimeter Taillenumfang) herumbringen könnte – Voraussetzung für seinen Überwurf. Er wandte ihn bei erster Gelegenheit des Kampfes an und schulterte den Amerikaner. Eine Sensation – fast wider die Gesetze der Physik. Ein berauschender Augenblick, doch für den fast 39-jährigen Dietrich blieben seine fünften und letzten Olympischen Spiele die einzigen ohne Medaille. Das Foto vom Sieg über Taylor aber wurde ikonisch – es ist auch der Blickfang im Deutschen Ringermuseum in Schifferstadt. Während Wilfried Dietrich seinen Sport über Jahrzehnte prägte, war Taylor nur kurz im Geschäft. Der Amerikaner starb sieben Jahre nach München 1972, an einem Herzinfarkt, mit 29. GÜK/ FOTO: IMAGO/SVEN SIMON

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