Berlin – An Silvester, wenn alle Raketen in den Himmel schießen, wird Maodo Lo auf seiner Geburtstagstorte dreißig Kerzen ausblasen müssen. Der Basketball-Nationalspieler, einer der Besten bei der Heim-EM, ist längst kein Kind mehr, aber er träumt immer noch. Von Übersee, von der großen NBA. Und der Profi von Meister Alba Berlin hat allen Grund dazu.
„Maodo wird der nächste deutsche Spieler in der NBA“, prophezeite Deutschlands Kapitän Dennis Schröder bereits nach dem EM-Auftaktsieg, als Lo gegen Frankreich von der Bank glänzte und zum Spieler des Spiels gewählt wurde. Auch beim Overtime-Drama gegen Litauen besiegelte er in der Kölner Vorrunde mit entscheidenden Dreiern den Triumph.
„Ich habe darüber mit einem anderen Trainer in diesem Jahr gesprochen, der sich gewundert hat, warum er noch in Berlin spielt“, sagte Bundestrainer Gordon Herbert. Besonders in der abgelaufenen Saison überragte Lo für Alba in der EuroLeague, war mit 13,3 Punkten im Schnitt bester deutscher Scorer und legte im März gegen Piräus einen neuen Karrierebestwert von 27 Zählern auf.
„Er ist jetzt Ende 20, aber er hatte ein hervorragendes Jahr in der EuroLeague. Meiner Meinung nach war er einer der besten Guards in der EuroLeague in diesem Jahr“, lobte Herbert. An ihm lag es also nicht, dass Alba knapp die Play-offs verpasste. Warum aber reichte es für einen so talentierten Spielmacher bislang nicht für die NBA?
Lo spielte bis 2016 am College für die renommierte Columbia University, einen Vertrag für den ganz großen Zirkus gab es danach aber nicht. Stattdessen zog der gebürtige Berliner zurück in die Heimat, mit Brose Bamberg spielte er EuroLeague, danach mit dem FC Bayern und seit zwei Jahren mit Alba auch. Dazwischen, das berichtete Lo im Podcast „Got Nexxt“, flackerte der Kontakt in die NBA immer wieder auf.
„Auch letztes Jahr nach Olympia (Deutschland erreichte in Tokio das Viertelfinale/d.Red.) gab es gewisse Verhandlungen. Aber es kam nie ein voller garantierter Vertrag als Angebot“, erzählte er: „Wäre der gekommen, hätte ich den wohl angenommen, weil das immer ein Ziel für mich war, in der NBA zu spielen.“
Nach Los starken Vorstellungen bei der EM dürften die Scouts aus den Staaten erneut ihre Notizbücher gezückt haben. Bemerkenswert ist dabei, dass der Sohn der bekannten Künstlerin Elvira Bach und des aus dem Senegal stammenden Alioune Lo sich mit fiesen Handgelenkschmerzen herumplagt.
Die kräftezehrende EuroLeague-Saison und die Play-off-Finalserie in der Bundesliga, die Berlin schließlich gegen München gewann, verlangten ihren Tribut. Drei Kortisonspritzen, so Lo, habe er ins Handgelenk gekommen und bis zur EM-Vorbereitung „nicht einen Wurf genommen den ganzen Sommer lang.“ Dafür lief es beim Turnier aber erstaunlich gut. „Ich habe mich damit schon abgefunden“, gab Lo zu: „Ich trage so ein Tape und finde einen Weg zu zwitschern.“ sid