München – Mit einem spektakulären 8:0 gegen Werder Bremen starteten die Frauen des FC Bayern München vor einem Jahr in die Bundesliga. Weitaus weniger eindrucksvoll war damals die Zuschauerzahl, gerade einmal 394 Fans fanden den Weg in das Stadion am Bayern-Campus. Einen sehr viel würdigeren Rahmen wird dagegen das diesjährige Auftaktspiel bieten. Eintracht Frankfurt hatte bereits Ende der vergangenen Woche mehr als 11 000 Tickets für die Partie gegen die Bayern-Frauen am Freitagabend (19 Uhr) verkauft.
Der aktuelle Zuschauerrekord der Frauen-Bundesliga datiert vom letzten Spieltag der Saison 2013/14, damals verfolgten exakt 12 464 Zuschauerinnen und Zuschauer das Spiel zwischen Wolfsburg und dem 1. FFC Frankfurt im VfL-Stadion. Die Chancen, dass am Freitag eine neue Bestmarke aufgestellt wird, stehen gut.
Die aus deutscher Sicht erfolgreiche Europameisterschaft im Sommer in England hat dem Frauenfußball Rückenwind verschafft. Der Hype soll nun mit in die Bundesliga und den Vereinsfußball genommen werden, was aktuell ziemlich gut zu klappen scheint. Am Montagabend fanden sich 2700 Interessierte im Stadion des FC Ingolstadt ein, um sich das Spiel in der zweiten Runde des DFB-Pokals gegen die Bayern-Frauen anzuschauen. Da die sportlichen Chancen der Schanzerinnen äußert gering waren, kam der große Teil des Publikums wohl tatsächlich, um die sechs deutschen EM-Heldinnen im Kader der Bayern-Frauen zu sehen.
Dass die Mannschaft mit der englischen Europameisterin Georgia Stanway spektakulär verstärkt wurde, dürfte diesem Effekt zuträglich sein. „Schon das Interesse an unseren Testspielen war enorm. Dass an einem Freitagmittag um 13.30 Uhr gegen Atletico Madrid 1500 Zuschauer in unser Stadion kommen, ist der Wahnsinn“, sagt Bayerns Sportdirektorin Bianca Rech: „Es gibt auch ein viel größeres Medieninteresse an den Spielerinnen. Wir bekommen viel mehr Anfragen, auch von außerhalb. Das ist sehr stark spürbar.“
Die Follower-Zahlen der Spielerinnen in den sozialen Medien haben sich nach der EM teilweise verdoppelt, auf der Straße werden sie immer häufiger erkannt. Außenverteidigerin Giulia Gwinn folgen auf Instagram mittlerweile fast 500 000 Menschen. Für das erste Heimspiel gegen Werder Bremen (25.9.) rechnen die Bayern – ohne größere Werbemaßnahmen – bereits jetzt mit 2000 Fans. Im Vergleich zur Vorsaison hätte sich die Zuschauerzahl damit verfünffacht. Die große Frage ist allerdings, wie nachhaltig das aktuelle Interesse am Frauenfußball ist. Schon in der Vergangenheit sorgten erfolgreiche Turniere des DFB-Teams für Begeisterung, die nicht dauerhaft in den Bundesliga-Alltag herübergerettet werden konnte.
Nachdem in den letzten Jahren die englische und die spanische Liga mit Zuschauerrekorden und gut dotierten TV-Verträgen für Aufsehen sorgten, will nun aber auch der deutsche Frauenfußball die Gunst der Stunde nutzen. „Wir müssen attraktiven Fußball spielen, gemeinsam ein Fanerlebnis und Sichtbarkeit schaffen, sowie die Nahbarkeit weiter ermöglichen. Das sind die wichtigen Punkte für die Zukunft. Da sind alle gefragt, die Vereine und der DFB. Das müssen wir gemeinsam anpacken“, sagt Bianca Rech. Die Gelegenheit scheint jedenfalls günstig wie lange nicht.