Es geht um die Reputation

von Redaktion

Seidenbergs auffällige Probe – „Yannic ist kein Doper“

München – Schnell wird die Sache mit und für Yannic Seidenberg nicht vom Tisch sein. Verlautbarungen zum Dopingverdachtsfall, den Verteidiger des EHC München betreffend, gibt es wenige, sowohl der Club als auch der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) und die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) verweisen darauf, dass man sich nun im Verfahren befinde. Aus ihrer Erfahrung („Ich bin jetzt seit zehn Jahren bei der NADA“) kann Kommunikationschefin Eva Bunthoff berichten: „Das schnellste Verfahren waren zwei Monate. Manche haben sich jedoch auch über Jahre erstreckt.“

Was man weiß: Bei einer Trainingskontrolle ergab sich ein „von der Norm abweichendes Analyseergebnis“ beim 38-Jährigen. Wann und wo die Probe genommen wurde, ob es ein Blut- oder ein Urintest war, dazu sagt die NADA auch auf Anfrage nichts. Die auffällige Substanz? Keine Angabe. Klar ist nur: Die Anti-Doping-Agentur erstattete Anzeige bei der Schwerpunkt-Doping-Staatsanwaltschaft München. Dort kümmert sich Kai Gräber ausschließlich um diesen Bereich, er hat so manches Dopinglabor schon ausgehoben. Meist geht es aber um den Freizeitsportbereich.

Eine positive Probe kann auf vielfältige Weise zustande kommen. Durch die bewusste Einnahme verbotener Substanzen, eine versehentliche Zuführung (etwa in kontaminierten Nahrungsergänzungsmitteln oder verseuchtem Fleisch), manche Stoffe kann der Körper selbst bilden (durch intensives Training), auch Manipulationen sind nicht ausgeschlossen. Derzeit untersucht der ARD-Dopingexperte Hajo Seppelt den Fall einer deutschen Gewichtheberin, deren positive Werte vermutlich darauf zurückzuführen sind, dass das Anabolikum über die Haut einzog. Eine Berührung am Nacken könnte genügt haben. Was es ebenfalls gibt: Dass ein Sportler kiffte. Wie Parker Tuomie, Eishockey-Nationalspieler, der für drei Monate gesperrt wurde – das war 2021.

Das ist das Jahr, für das der letzte Bericht der NADA vorliegt. Im Eishockey gab es 367 Kontrollen – 268 im Training, 99 im Wettkampf (nach Spielen). 18 Mal wurde Blut abgenommen, ansonsten musste eine Urinprobe abgegeben werden. 37 Mal wurde zusätzlich auf Stimulanzien getestet, 75 Mal auf Wachstumshormone. Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) hatte einen Fall: Parker Tuomie, der jetzt für Straubing spielt.

Yannic Seidenberg ist bislang unbescholten. „Wenn jemand wissentlich dopt, dann gehört er gesperrt. Das ist bei Yannic nicht der Fall. Da wird irgendwas gewesen sein, von dem er nichts wusste“, mutmaßte DEB-Kapitän Moritz Müller, der mit ihm 2018 Olympiasilber gewann. Seidenberg sei ein toller Sportsmann und immer tadelloser Profi gewesen. „Es hat ihn sehr getroffen“, berichtete Müller, der kurz mit ihm gesprochen hatte.

Seidenberg ist seit neun Jahren in München und Rekordspieler des EHC. Er ist klein (1,72 Meter), aber ein Kraftpaket. In den Sommern trainiert er bei seinem älteren Bruder Dennis, der in der NHL (er gewann den Stanley Cup) als Ausdauerwunder galt und nun bei den New York Islanders angestellt ist.

In München befindet sich Seidenberg nach Informationen unserer Zeitung im letzten Vertragsjahr. Eine längere Dopingsperre könnte das Ende der Karriere bedeuten und das Arbeitsverhältnis mit seinem Club gefährden. Er hat sich den Hannoveraner Sportrechtler Professor Rainer Tarek Cherkeh als Anwalt genommen.

Es geht um viel. Um die Reputation und die Zukunft. GÜNTER KLEIN

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367 Kontrollen

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