Hamburg – Vier Siege in Serie, Platz eins in Liga zwei, den Aufstieg fest im Blick: Sportlich könnte es beim krisenerprobten Hamburger SV kaum besser laufen. Doch das Schmierentheater um Finanzvorstand Thomas Wüstefeld erschüttert den Club – es geht um Millionenklagen, eine mögliche Strafanzeige wegen Untreue und die Frage, ob sich Medizinunternehmer Wüstefeld wirklich „Dr.“ nennen darf.
Der Druck auf Wüstefeld wächst von Tag zu Tag, die Schlagzeilen wie „Führungschaos“ (Abendblatt), „HSV-Sanierer oder Scharlatan?“ (Spiegel) und „Wüstefeld ist nicht mehr tragbar“ (kicker) beschädigen den einst so stolzen Verein mehr und mehr.
Laut Abendblatt zieht sich mit der Telekom nun der erste Großsponsor wegen der undurchsichtigen Gemengelage zurück, der auslaufende Vertrag soll nicht verlängert werden. In der aktuellen Wirtschaftskrise kein gutes Zeichen für den HSV, der jeden Euro braucht.
„Das sind natürlich unschöne Themen, mit denen wir uns jetzt aber auseinandersetzen müssen“, hatte Wüstefeld zuletzt dem NDR gesagt. Dabei richten sich die Vorwürfe ja gegen ihn persönlich und seine Firmen, aber wenn die Zweifel an seiner Integrität wachsen, wirkt sich das natürlich auch auf den HSV aus. Wie soll Finanzchef Wüstefeld mit Unternehmen über Deals oder etwa der Stadt Hamburg über eine dringend benötigte Bürgschaft für die noch nicht finanzierte Stadionsanierung verhandeln, wenn seine Glaubwürdigkeit angekratzt ist?
Wüstefeld weist alle Anschuldigungen und Vorwürfe zurück. „Unsere Unterlagen sind zusammengestellt, um zu zeigen, wie der wirkliche Sachverhalt ist. Es ist natürlich wichtig, die Themen aufzuklären und dafür zu sorgen, dass endgültig Ruhe reinkommt“, sagte er. Und: „Ich klebe nicht an einem Stuhl, der HSV muss im Vordergrund stehen.“ dpa