Wollongong – Emil Herzog hat bei den Straßenrad-Weltmeisterschaften im australischen Wollongong für die erste deutsche Goldmedaille gesorgt. Der 17-Jährige aus Simmerberg gewann am Freitag das verregnete Juniorenrennen und sicherte sich nach Bronze im Zeitfahren seinen zweiten Podestplatz der Titelkämpfe.
Herzog, der mit einer offensiven Fahrweise überzeugte, verwies im Zielsprint nach 135,6 km den Portugiesen Antonio Morgado auf den zweiten Platz. Dritter wurde Vlad Van Mechelen, der Belgier hatte bereits 55 Sekunden Rückstand auf das Spitzenduo. Herzog ist der erste deutsche Junioren-Weltmeister im Straßenrennen seit acht Jahren. 2014 hatte Jonas Bokeloh den Titel im spanischen Ponferrada geholt. 2006 hatte Holger Loew den Premierentitel für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) geholt.
„Ich kann es nicht glauben. Es braucht noch ein paar Tage, bis ich das realisieren und richtig glauben kann“, sagte Herzog der ARD: „Ich habe seit zwei, drei Monaten im Training jedes Mal an dieses Rennen gedacht. Ich war schon zufrieden beim Zeitfahren. Dass alles so aufgegangen ist, ist einfach unglaublich.“
Wobei der Triumph des Mannes, der derzeit noch für den Raublinger Rennstall Auto Eder an den Start geht, nicht unbedingt überraschend kommt. Herzog ist nach einer starken Saison der Weltranglistenerste seiner Altersklasse. „Ich habe so hart dafür gearbeitet. Letztes Jahr hatte ich etwas Pech, aber heute lief alles perfekt“, sagte er.
Dabei lieferte sich der neue Champion ein spezielles Duell mit seinem schärfsten Rivalen Morgado, dessen Teamkollege er demnächst beim US-amerikanischen Continental-Rennstall Hagens Berman Axeon wird. Der Portugiese war eingangs der Schlussrunde ausgerissen, doch Herzog holte ihn nach einer Tempoverschärfung aus der Favoritengruppe heraus drei Kilometer vor Schluss ein. Im Finale wollte Morgado dann keine Führungsarbeit mehr leisten. Laut „radsport-news“ lieferte sich der Deutsche daraufhin mit ihm ein kleines Wortgefecht. „Okay, can I win?“, habe er ihn gefragt, „Okay, kann ich gewinnen?“
Einen kurzen Antritt konterte der Portugiese noch. Daraufhin lieferten sich die beiden einen dramatischen Zielsprint mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen über 250 Meter. „Wir sind die ganze Zeit nebeneinander gesprintet und ich dachte nur: ‘Hör nicht auf! Hör nicht auf!‘So einen Sprint bin ich noch nie gefahren“, berichtete Herzog, der am 6. Oktober seinen 18. Geburtstag feiert.
Und das bemerkenswerte Stehvermögen zahlte sich aus. Auf dem Zielstrich hatte Emil Herzog sein Vorderrad um eine knappe Radlänge vor dem Rivalen.
Im anschließenden U23-Rennen über 169,8 km ging der Titel an Jewgeni Fjodorow. Der Kasache verwies Mathias Vacek aus Tschechien und Sören Wärenskjold aus Norwegen auf die Plätze. Michel Hessmann aus Münster, der beim niederländischen Top-Team Jumbo-Visma unter Vertrag steht, wurde als bester Deutscher immerhin Elfter.
Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) hat bislang vier Medaillen in verschiedenen Nachwuchswertungen bei den Titelkämpfen in Australien gewonnen. Neben Herzog sicherte sich Justyna Czapla (Schwabach) Silber im Zeitfahren der Juniorinnen, Ricarda Bauernfeind (Ingolstadt) holte Bronze im Zeitfahren der U23-Klasse. sid