München – Die Generalprobe ist schon mal misslungen. 1:1 endete die Partie zwischen Senegal und dem Iran am Dienstagabend, Sadio Mané stand 90 Minuten auf dem Platz, sogar links außen, da, wo er so gerne spielt. Ein Tor allerdings ist dem 30-Jährigen nicht gelungen. Aus der Länderspielpause bleibt daher nur ein Treffer per Elfmeter im Gedächtnis, beim 2:0 vergangene Woche gegen Bolivien. Aber im zweiten Spiel, da ging es ihm nicht anders als in den letzten fünf Partien im Trikot des FC Bayern.
Gestern war Mané zurück an der Säbener Straße im Kraftraum, einen Tag nach den deutschen Nationalspielern und gemeinsam den Last-Minute-Rückkehrern Noussair Mazraoui und Alphonso Davies komplettiert er die Trainingsgruppe von Julian Nagelsmann. Die Analyse der Pleite gegen Augsburg steht immer noch an, der Fokus aber richtet sich freilich nach vorne. Auf Leverkusen am Freitag (20.30 Uhr), auf die fünf Englischen Wochen, die dann folgen. Der Schalter soll – vielmehr: muss – schnell umgelegt werden. Und dazu braucht man, dessen ist man sich nicht nur im Trainerbüro, sondern auch in den höheren Etagen der Geschäftsstelle bewusst, wieder mehr Tore, Tore, Tore.
„Wir werden am Freitag eine ganze andere Mannschaft sehen – und eine siegreiche Mannschaft“, sagte Präsident Herbert Hainer gestern. Mané steht da zwingend im Fokus, die Augen aber richten sich auch auf die Offensivkollegen des für 32 Millionen Euro verpflichteten Superstars. In den vier Sieglos-Spielen der vergangenen Wochen schickte Nagelsmann vier verschiedene Angriffsreihen auf den Platz, überzeugt hat keine. Die Formschwäche von Serge Gnabry etwa wird auch intern kritisch beäugt, vom Nationalspieler – aktuell eher fünfte Wahl – muss mehr kommen, heißt es da. Leroy Sané und Jamal Musiala fielen immerhin ab und an positiv auf. Thomas Müller ackerte, war aber zuletzt glücklos. Und Mané, ja…, der hat in den vergangenen zwei Bundesligapartien exakt einen Torschuss abgegeben.
„Sadio ist in diesem Prozess“, sagt Hasan Salihamidzic – und zeigte sich in der „Sport Bild“ optimistisch. „Alles“, führte der Sportvorstand aus, „wird ihm bald vertrauter sein, und das werden wir bald auch auf dem Platz sehen.“ Neuer Arbeitgeber, neue Stadt, neue Kollegen: Salihamidzic weiß aus eigener Erfahrung, „wie das ist, als Neuer in einem Team anzukommen, einer etwas anderen Fußballkultur“. Bewusst spricht er daher regelmäßig mit Mané, „aber ich gebe ihm auch Raum“.
Das Portal „Transfermarkt.de“ hat Manés Marktwert bereits von 70 auf 60 Millionen Euro abgestuft. Und das, obwohl er in München mit drei Toren in drei Spielen so vielversprechend gestartet war. Die Performance seitdem passt zum taumelnden Gesamtauftritt des auf Platz fünf abgerutschten Serien-Meisters. Mané ist in einer Offensive, die ihre Rollen noch nicht verteilt hat, weder als Spitze noch als Außen gewinnbringend gewesen. Aber Salihamidzic betont: „Sadio ist ein Spieler, der für die Mannschaft spielt – das sehen seine Kollegen.“
Im Club ist der prominente Neuzugang sehr beliebt. Mit den Kapitänen Manuel Neuer, Müller und Joshua Kimmich tauscht er sich aus, „sie werden ihm helfen, weil er uns in starker Verfassung helfen wird, unsere Ziele zu erreichen“, sagt Salihamidzic. Von einem seelischen Tief aber ist Mané ohnehin entfernt. Freilich wurmt es ihn, dass er seine Leistung aktuell nicht bringt, er hat aber Vertrauen in sich selbst. Salihamidzic ist sich sicher: „Wir werden noch viel Freude an ihm haben.“ Eine verpatzte Generalprobe ist da vielleicht gar kein schlechtes Omen.