3,86 km schwimmen, 180,2 km Rad fahren und 42,195 km laufen: Deswegen treffen sich über 5 000 Triathleten und Triathletinnen in diesen Tagen auf Hawaii, zur Ironman-WM. Sie laufen am Donnerstag (Frauen) und Samstag (Männer) mit den Profis, auch wenn sie keine Chance auf den Titel haben. Auch dabei: der gebürtige Starnberger Michael Heß (37). Er hat nach seiner Ankunft in Kona mit unserer Zeitung telefoniert.
Her Heß, Sie sind Pilot – waren Sie schon mal auf Hawaii?
Nicht beruflich, aber tatsächlich war ich im Urlaub mal hier, und zwar vor 17 Jahren, nach meinem Abitur damals.
Ihr Aufenthalt nun hat weniger mit Urlaub zu tun…
Ja, ich habe erst mal direkt meine Startunterlagen abgeholt, dass das erledigt ist. Aber ich war auch schon etwas Schwimmen und Radfahren, beides auf der Wettkampfstrecke. Es ist viel los, die Leute sind Feuer und Flamme und so langsam kommt man in Stimmung.
Der Hawaii-Ironman ist ein Mythos, für viele ein Lebenstraum – sie haben erst vor vier Jahren angefangen mit dem Triathlon…
Die letzten vier Jahre war der Stellenwert trotzdem sehr groß. Man qualifiziert sich ja auch nicht einfach mal so. Meine Mutter hat mir damals im Urlaub auf Hawaii davon erzählt und den Start gezeigt, sie kannte den Ironman. Mich hat das da noch überhaupt nicht interessiert, weil es etwas Unvorstellbares für mich war, solche Distanzen hinter sich zu bringen. Mittlerweile ist es ein Traum geworden. Daran, dass es so schnell klappt, habe ich auch nie gezweifelt, aber klar, ein Selbstläufer war es nicht. Ich habe viel dafür getan und jetzt bin ich glücklich hier sein zu dürfen. Auch wenn es mit einem Jahr Verspätung ist, denn ich hatte eigentlich die Qualifikation für 2021, aber da ist es ja ausgefallen.
Wann wurde die Teilnahme ein reales Ziel für Sie?
Ich habe früh gemerkt, dass mir die langen Distanzen liegen, und eine Leistungsdiagnostik gemacht. Da wurde mir gesagt, dass das Potenzial da ist, auch wenn ich noch nicht so viel Triathlon gemacht habe – aber ich bin schon viel Rad gefahren zuvor. Es kam dann auch Glück dazu, beziehungsweise in Anführungszeichen Glück. Die Corona-Pandemie hat mir viel Zeit verschafft, dadurch, dass ich weniger arbeiten musste. Dieses Jahr war das wieder anders und deutlich schwerer und anstrengender.
Wie lief die Vorbereitung?
Ich habe keinen Wettkampf gemacht, sondern nur trainiert, um wieder ins Schwimmen und Radfahren zu finden. Beides habe ich über den Winter vernachlässigt und Schwimmen ist mit Abstand meine schwächste Disziplin. Ich fühle mich eigentlich gut,
aber wo ich stehe, ist ganz schwer zu sagen. Vor allem, weil ich die Bedingungen unter sportlichem Gesichtspunkt gar nicht kenne.
Extreme Hitze und Luftfeuchtigkeit, Wind und der Jetlag – wovor haben Sie am meisten Respekt?
Es ist schon die Hitze und die Luftfeuchtigkeit. Eigentlich mag ich das Tropische im Urlaub, aber ich weiß auch auch aus diesem Sommer: Wenn es zu heiß wird, kommt mein Körper manchmal nicht so gut zurecht. Viel Akklimatisation ging auch nicht, also mal schauen, wie mein Körper reagiert. Diesen Respekt habe ich. Die richtige Verpflegungsstrategie ist das A und O, den Plan habe ich für den Wettkampf zurechtgelegt.
Vorfreude, Nervosität oder die Hoffnung, es einfach hinter sich zu bringen – was überwiegt?
Ich bin schon sehr nervös, das kommt jetzt immer mehr. Zu Hause ist das alles sehr weit weg, hier ist es real. Ich freue mich auf den Moment, wenn es vorbei ist, man stehen bleibt und stolz sein kann, es geschafft zu haben. Aber auch auf den Start und darauf, dass es losgeht. Vor allem nehme ich mir aber vor, es zu genießen. Auch wenn sich der Ehrgeiz meldet, möchte ich mir sagen: Nein, du genießt das jetzt. Und wenn es nicht gut läuft, möchte ich es genießen dort zu sein und mich über die Landschaft freuen. Vorne spiele ich ja sowieso keine Rolle, das Ergebnis ist also im Endeffekt egal.
Interview: Thomas Jensen