Küsschen nach Dortmund

von Redaktion

Bayerns Statement beim 5:0 gegen Pilsen: Wir sind bereit für das Spitzenspiel

VON HANNA RAIF UND MANUEL BONKE

München – Leroy Sané bekam ein Küsschen von Leon Goretzka. Serge Gnabry wurde von seinem Kollegen Huckepack genommen. Und Sadio Mané von Alphonso Davies zum Tänzchen gebeten. Als diese drei Szenen sich gestern Abend in der Allianz Arena schon ereignet hatten, lief gerade mal die 22. Minute des Champions-League-Gruppenspiels gegen Viktoria Pilsen. Gejubelt aber hatten beim Stand von 3:0 schon nahezu alle Offensiv-Stars des FC Bayern – und Julian Nagelsmann an der Seitenlinie sowieso. Man wusste: Ein eindeutigeres Zeichen in Richtung Dortmund – am Ende stand es nach weiteren Toren von Sané (50.) und Eric-Maxim Choupo-Moting (59.) 5:0 (3:0) – gibt es nicht.

„Das war ein gutes Spiel, um zu sehen, dass wir in die richtige Richtung gehen. Seriös, souverän – und hochverdient“, sagte Nagelsmann, nachdem das Schützenfest gegen die harmlosen tschechischen Gäste abgepfiffen worden war. Der Weg aus der Krise ist beim 4:0 gegen Leverkusen und dem Erfolg gegen Pilsen mehr als eindrucksvoll gelungen. Dass man nebenbei mit dem 31. Gruppenspiel ohne Niederlage Real Madrid in dieser ewigen Champions-League-Statistik überholen konnte (30) und auf Achtelfinal-Kurs liegt, waren nette Randaspekte. Der Blick aber geht nach dem dritten Königsklassen-Sieg der Saison freilich wieder auf die Liga. Um genau zu sein: auf Samstag, 18.30 Uhr, Signal Iduna Park.

„Es war wichtig, unser Selbstvertrauen vor Dortmund zurückzubekommen. Wir freuen uns auf ein großes Spiel“, sagte Mané. Goretzka kündigte an: „Der BVB darf sich auf eine hoch motivierte Bayern-Mannschaft freuen.“ Der Sieg gegen Leverkusen war der erste Schritt gewesen. Und dass die Bayern nicht vorhatten, nachzulassen, sah man gestern von der ersten Minute an. Die Absenz der an Corona erkrankten Thomas Müller und Joshua Kimmich fiel kaum ins Gewicht, weil ihre Stellvertreter sich nicht versteckten, sondern das Spiel mitgestalten wollten. Im Mittelfeld Leon Goretzka und Ryan Gravenberch, vorne Gnabry, der als Spitze aufs Feld geschickt wurde. Für Benjamin Pavard kam im Vergleich zu Freitag Noussair Mazraoui – mit Zug nach vorne, wie seine Kollegen.

Chancen im Minutentakt gab es über weite Strecken der ersten Halbzeit zu sehen. Es hätten auch mehr als drei Tore entstehen können, die Bayern aber konnten es sich nach dem fulminanten Start leisten, ein paar Gänge zurückzuschalten. Den „Dosenöffner“, den Nagelsmann als Erfolgsrezept benannt hat, steuerte diesmal Sané bei. Der Nationalspieler leitete die Situation selbst ein, arbeitete sich per Doppelpass mit dem erneut starken (und zur Halbzeit geschonten) Jamal Musiala vor das Tor, dribbelte ganz Pilsen aus und hielt von der Strafraumkante drauf. Sechs Minuten später wurde der zuletzt kriselnde Gnabry von Goretzka bedient und traf aus kurzer Distanz rechts unten. Mané lupfte sich dann noch einen Einwurf in den Lauf und schloss aus halblinker Position flach ab – 3:0.

Ein Treffer von Musiala wurde vom VAR wegen Abseitsstellung aberkannt, die Nagelsmann-Elf aber traf dann halt nach der Halbzeit. Sané wurde diesmal von Mané aus dem Halbfeld bedient, nahm mit dem Außenrist an, schloss mit links ab – und küsste seine Hand. Zehn Tore und sieben Assists stehen für ihn aus zwölf Champions-League-Spielen zu Buche. Als Choupo-Moting nach Goretzka-Pass noch traf, war er schon duschen. Kräfte schonen. Dieser ganze Abend: ein Statement. Oder wie Goretzka sagte: „Passt.“

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