Herrsching – An den Anblick werden sich die Fans der Herrschinger Volleyballer wohl erst gewöhnen müssen. Im neunten Erstligajahr, das für die WWK Volleys am Samstag mit einem Heimspiel gegen Düren (20 Uhr) beginnt, steht nicht mehr Max Hauser – er wechselte in die Geschäftsführung – als Boss an der Seitenlinie. Der neue Cheftrainer ist allerdings ein alter Bekannter: Thomas „Bob“ Ranner.
In Herrschings erster Bundesligasaison (2014/15) trug der heute 35-Jährige selbst noch das Trikot des selbsternannten geilsten Clubs der Welt. Über den Umweg Friedrichshafen, dort war Ranner in den vergangenen beiden Spielzeiten Co-Trainer, ist er nun zurück an alter Wirkungsstätte. Zumindest mehr oder weniger. Denn während er früher noch in der Nikolaushalle auflief, trägt Herrsching in dieser Saison alle Heimspiele im Münchner Audi Dome aus. Oder wie der Club ihn nennt: Gaudi Dome.
Auch 2021 versuchte man sich bereits in der großen Stadt. Der Zuspruch war nicht riesig, angesichts der geltenden Corona-Auflagen aber ordentlich. Nun gibt es keine Beschränkungen mehr. „Es gibt also keinen Grund, nicht zu kommen“, sagte Max Hauser, der weiter als Co-Trainer fungiert.
Auch die Mannschaft hat viele neue Gesichter. Vom letztjährigen Team, das im Viertelfinale nur knapp an Friedrichshafen scheiterte, sind nur noch Jonas Kaminski, Djordje Ilic, Iven Ferch und Kult-Libero Ferdinand Tille übrig. Insgesamt sieben Neue konnte man an den Ammersee lotsen, darunter die beiden Küken Severin Brandt und Lenny Graven (beide 18 Jahre). Die gesteckten Ziele sind ambitioniert. Ranner peilt das Halbfinale an und hat den DVV-Pokal hat fest im Blick. Auch international sind die Oberbayern erstmals dabei. Der Gegner im zweitklassigen CEV-Cup steht allerdings noch nicht fest – es geht Ende Oktober entweder nach Kroatien (Mladost Zagreb) oder in die Schweiz (VC Amriswil).
Der nationale Meistertitel wird auch heuer nur über die Berlin Recycling Volleys gehen. Der amtierende Meister ließ am vergangenen Wochenende beim Bounce House Cup schon mal die Muskeln spielen und siegte im Finale klar mit 3:0 gegen den VfB Friedrichshafen. Die Bodenseer haben nach dem einjährigen Intermezzo in Neu-Ulm wieder eine eigene Spielstätte. Die Stadt Friedrichshafen baute für die Häfler einen ehemaligen Hangar in eine Volleyballarena um. Zudem profitierte der Rekordmeister vom Ausschluss der United Volleys Frankfurt und schnappten sich Herrschings Ex-Kapitän Tim Peter. In der Liga tummeln sich mit Luuc van der Ent (Düren), Jori Mantha (Giesen), Andre Brown (Friedrichshafen) und Johannes Tille (Berlin) zudem viele weitere ehemalige Herrschinger.
Auftaktgegner Düren wird im Kampf um die Plätze drei und vier wohl einer der härtesten Kontrahenten. Beim Testturnier verlor Herrsching nach einer 2:1-Satzführung noch mit 2:3. „Ich erwarte ein anderes Düren“, sagte Coach Ranner und schob schmunzelnd hinterher: „Aber auch ein anderes Herrsching.“
DIRK SCHIFFNER