Duell der Baller-Bubis

von Redaktion

Lewandowski/Haaland? Im Topspiel geht es jetzt um Musiala und Bellingham

VON HANNA RAIF

München – Es gehört zur Natur eines Topspiels, viele Geschichten mit sich zu bringen. Und es gehörte in den vergangenen drei Jahren zur Natur des sogenannten deutschen „Clasicos“, dass diese eine Geschichte immer und immer wieder erzählt wurde. Sie handelte von zwei Stürmern, von denen man im direkten Duell gerne sehen wollte, wer denn nur der bessere ist. Auserzählt ist sie seit dem Sommer mit folgender Bilanz: Erling Haaland hat alle seine sieben Spiele im BVB-Trikot gegen Bayern verloren, während Robert Lewandowski immer als Sieger vom Platz ging. Punkt. Ab jetzt darf sich der Fokus also endlich auf andere richten. Diejenigen, auf die es am Samstag (18.30 Uhr) zu schauen gilt, sind nicht 34 und 22 Jahre alt, sondern: 19.

Den Gala-Auftritt, den Jude Bellingham beim 4:1 gegen Sevilla am Mittwoch abgeliefert hat, konnte Jamal Musiala sich in München gemütlich vom Sofa aus ansehen. Man darf davon ausgehen, dass sich der Youngster der Bayern – beim 5:0 gegen Pilsen am Tag zuvor nach 45 Minuten ausgewechselt und geschont – für seinen Landsmann gefreut und ihm in Anschluss auch gratuliert hat. Denn obwohl die beiden Ehrgeizlinge in der Liga echte Konkurrenten sind, sind sie als Kumpels und Weggefährten stets loyal zueinander. Der Weg, auf dem sie in den englischen Jugend-Nationalmannschaften im Gleichschritt zu Stars herangereift sind, hat sie enorm verbunden. Musiala und Bellingham, damals als Neuner und Zehner im Einsatz, teilten sich das Zimmer und spornten sich nicht nur auf dem Platz zur Höchstleistung an. Noch heute berichten damalige Trainer von Duellen an der Tischtennisplatte und der Spielkonsole, in denen niemand verlieren wollte. Die beiden haben aus allem einen Wettkampf gemacht.

Der Ernstfall wird morgen eintreten. Noch nie standen Musiala und Bellingham sich in der Topspiel-Startelf gegenüber, aktuell aber sind sie in ihren Teams nicht nur unverzichtbar, sondern zu echten Führungskräften gereift. Bellingham agierte in Abwesenheit von Marco Reus und Mats Hummels zuletzt als jüngster BVB-Kapitän seit der Datenerfassung. Musiala, vier Monate älter, gibt in Bayerns Offensive regelmäßig den Ton an. Als „Schlüsselspieler für die entscheidenden Momente“ bezeichnete Manuel Neuer den inzwischen deutschen Nationalspieler. Im Zentrum des Topspiels muss Bellingham versuchen, ihn zu stoppen – und seinen Kumpel bloß nicht ins Dribbling kommen zu lassen. Denn dann, sagt sogar Thomas Müller, hat man einen „echten Wettbewerbsnachteil“.

Bestmarken stellen beide regelmäßig auf. Musiala ist mit acht Scorer-Punkten aktuell Bayerns Bester, dazu: der jüngste Bundesliga-Doppelpacker, der jüngste Spieler mit 50 Bundesliga-Spielen und der jüngste Champions-League-Torschütze der Münchner. Während Bellingham bislang die meisten Zweikämpfe in der Bundesliga führte (225), die meisten Duelle der Liga gewann (137) und zudem am häufigsten gefoult werden musste. Dass die Gegner sich immer besser einstellen, musste auch Musiala gegen Pilsen feststellen. Aufhalten lässt er sich nicht.

„Er ist schwer vom Ball zu trennen“, sagt Neuer, der wie alle Bayern von Musialas „Lockerheit“ schwärmt. Dass er in Bayerns Startelf der Jüngste ist, merkt man ihm nicht an. In Dortmund übrigens wird Sechser Bellingham zwei Reihen hinter Youssoufa Moukoko spielen, der sich in Sevilla für den Platz im Sturm empfohlen hat. Und wenn Julian Nagelsmann womöglich Mathys Tel (17) einwechselt? Wieder so eine Topspiel-Geschichte der Zukunft.

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