„Nur Parolen helfen nicht“

von Redaktion

VOLLEYBALL Unterhaching-Boss Paduretu zur neuen Saison

München – Erstes Spiel und direkt gegen den Meister: Der TSV Haching München startet am Sonntag (16 Uhr) gegen die Recycling Volleys aus Berlin in die Bundesliga. Mihai Paduretu (55), sportlicher Leiter der Hachinger, hat mit unserer Zeitung über Ziele gesprochen, die Zusammenarbeit mit dem TSV 1860 und darüber, ob er sich wieder Absteiger aus der Liga wünscht – obwohl sein Team zuletzt Letzter wurde.

Ihr Angreifer Philipp Schumann hat angekündigt, zwei oder drei Mannschaften hinter sich lassen zu wollen. Ist das auch Ihr Ziel?

Das sind Ziele der Trainer und Spieler. Ich habe andere Aufgaben, ich schaue, dass alles finanziell gesichert ist. Man muss realistisch sein. Es ist immer noch ein Unterschied zwischen uns und dem Rest der Liga. Nur Parolen, das hilft nichts. Natürlich freuen wir uns, wenn, wie letztes Jahr, ein Sieg gegen Giesen herausspringt. Aber wir sollten die Kirche im Dorf lassen. Wir sind schon besser als letztes Jahr, aber der Abstand ist noch da. Den wollen wir verringern.

Ist Ihr Etat gewachsen?

Wir reden nicht über Geld, aber unser Netzwerk ist größer geworden.

Den großen Sponsor, wie früher Generali, gibt es seit Jahren nicht mehr. Sie setzen auf lokale Unterstützer. Ist da eine nachhaltige Planung möglich?

Unser Budget wäre sehr gut für eine Mannschaft in der 2. Liga. Wir hoffen trotz der angespannten Lage in allen Bereichen, dass es Schritt für Schritt vorwärtsgeht und wir in den nächsten zwei, drei Jahren besser dastehen als heute. Wir erwarten keinen großen Schritt, das wird nicht möglich sein.

Die Devise war immer: keine Schulden, kein Risiko. Gilt das weiterhin?

Ja. Schulden machen wir nicht und werden wir nie machen.

Wie gestaltet sich eigentlich die 2021 eingeläutete Zusammenarbeit mit dem TSV 1860? Ist der Volleyballszene und der Fanszene von Sechzig klar, dass Hachinger den Löwen auf der Brust tragen?

Dieses eine Jahr können wir wegen Corona nicht als normal bezeichnen, wie es damals mit den Alpenvolleys war. Ich hoffe, dass die Lage ruhig bleibt und dass wir die richtige Kooperation starten.

Und für Haching wäre der Vorteil dann ein möglicher Zuschauerzuwachs?

Ja, das ist ein wichtiger Punkt.

Hoffen Sie durch das Projekt auch auf Sponsoren?

Nein, das ist kein Punkt der Vereinbarung. Es ist nicht so, dass wir erwarten, dass die Sechziger uns Sponsoren bringen. Das müssen wir selber schaffen, daran wird sich auch nichts ändern. Es ist schon toll, dass beide Vereine zusammen 27 000 Mitglieder haben. Das ist natürlich eine große Quelle, aber das geht nicht von heute auf morgen. Das wissen wir von den Alpenvolleys. Es dauert ein, zwei Jahre, bis etwas zusammenwächst. Es muss sportlich gut laufen, sonst kommen auch die Fans nicht. Wir haben Geduld. Und wir hoffen, dass alle das auch verstehen.

Generell schrumpft die Bundesliga. Warum?

Der Unterschied zwischen 2. und 1. Liga ist finanziell gesehen riesig durch die ganzen Auflagen, die vor etwa zehn Jahren eingeführt wurden. Wir reden da gar nicht von Spielergehältern, sondern von dem, was drumherum Pflicht ist. Die Liga hat jetzt aber eine Art Task Force gebildet. Man redet mit zwei, drei Vereinen aus der 2. Liga und hofft, dass zwei auf jeden Fall aufsteigen. Dann werden auch mehrere Mannschaften auf unserem Niveau sein.

Unterhaching profitiert von der geringen Ligagröße (9 Teams) durch den Wegfall des Abstiegs. Wäre es Ihnen lieber, es gäbe auch am Tabellenende echten Wettbewerb?

Natürlich wäre Konkurrenz um den Abstieg interessanter. Das wird aber dauern. Die Liga ist auf zwölf Mannschaften ausgelegt und du kannst über Abstieg reden, wenn die Liga aus zwölf Mannschaften besteht. Und dann muss auch noch jemand aus der 2. Liga hoch wollen.

Ist es langfristig denkbar, an glorreiche Zeiten anzuknüpfen?

Das ist unser Ziel: dass das Spiel gegen Berlin nicht nur am Anfang ist, sondern auch das letzte in der Saison.

Interview: Umberto Savignano

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