Schwache Zahlen und ein Grummeln in der Fanszene

von Redaktion

Mangelnder Zuschauerzuspruch ist wieder ein Thema rund um den EHC München – Sonderaktion Streifenkarte

VON GÜNTER KLEIN

München – Das Wunder einer Eishalle ist: Sie kann laut werden, auch wenn sie nicht gut besucht ist. Es hallt halt so schön.

Als Andy Eder und Julian Lutz mit ihren Treffern im Penaltyschießen gegen Tappara Tampere das Publikum auf einen Sieg in diesem Champions-League-Vorrundenspiel hoffen ließen, herrschte richtig gute Eishockey-Stimmung am Oberwiesenfeld. Dass die Gäste aus Finnland den Shoot-out gewannen, weil sie in fünf Runden starke drei Mal den Puck an Münchens Torhüter Mathias Niederberger vorbei setzten, war für den EHC verkraftbar, denn die Qualifikation fürs Achtelfinale hatte er längst sicher. Die wahre Niederlage des Abends wurde in der Zuschauerzahl abgebildet: Nur 1750 Menschen kamen in die Olympia-Eishalle, die über 5500 Plätze bietet. Die Kapazität – nicht mal zu einem Drittel ausgeschöpft.

Es gibt Erklärungsversuche: Mittwoch, 18 Uhr, ist ein Datum außerhalb der Eishockey-Routine, das Spiel war auch im Sport1-Livestream verfügbar und nicht von existenzieller Wichtigkeit, das Format Champions Hocke League (CHL) ist noch jung und ohne Breitenwirkung. Doch es hakt ja auch bei den Spielen in der heimischen Liga, der DEL. Die Zahlen bisher: 4239 gegen Mannheim, 3180 gegen Augsburg, 3048 gegen Berlin, 4126 gegen Ingolstadt.

Die Fanszene diskutiert in ihren Foren, wie das zu bewerten ist.

Doch gar nicht mal so schlecht, das ist ein Meinungsstrang. Die vier Heimspiele fielen in die Wiesn-Zeit, in der in der Stadt andere Prioritäten als der Besuch von Sportveranstaltungen gesetzt werden. Einmal musste auf Donnerstag (Augsburg), einmal auf Mittwoch (Berlin) ausgewichen werden. In der Zuschauer-Tabelle steht der EHC mit einem Schnitt von 3648 auf Platz neun, vorige Saison hatte er von 14 gegnerischen Teams nur Wolfsburg hinter sich gelassen. Könnte also schlimmer sein.

Andererseits: Die attraktivsten Gegner hat der EHC somit schon hinter sich. Mannheim als Hauptrivale der letzten Jahre, die Eisbären Berlin als Meister und Kontrahent im Finale 2022, plus zwei Derbys – fehlt nur noch Straubing, das immer einen größeren Tross Fans mitbringt. Diesen Freitag gegen Bietigheim (19.30 Uhr) wird der EHC gewiss keinen Zuschauer-Festtag erleben.

„In den zwei Jahren Corona hat sich mancher sicher ein anderes Hobby gesucht“, sieht Christian Winkler, einer der Geschäftsführer beim EHC, einen Pandemie-Effekt. „Um diese Jahreszeit hatten wir immer solche Zahlen, es kommen auch wieder die Monate, in denen wir ein Full House haben werden“, so bewertet Trainer Don Jackson die Lage.

Doch der EHC erlebt gerade mehr als die traditionelle Herbst-Senke in seiner Bilanz. In der Nordkurve und zuletzt auch im EHC-nahen Podcast „Puck ma’s“ wird über Grundsätzliches debattiert: Welche Identifikationsfläche bietet der Red-Bull-Club überhaupt? Wie steht es um die Fanfreundlichkeit, wenn die Dauerkarten schmucklos ohne Anschreiben und nur mit Rechnung im Kuvert übergeben werden? Stimmt es, dass im SAP Garden (fertig im Frühjahr 2024) nur 1000 Stehplätze zur Verfügung stehen werden? Gibt es eine Strategie gegen fortschreitende Überalterung in der Fanszene? Zuletzt kam es noch zu Verstimmungen mit der Mannschaft, weil diese nach dem CHL-Spiel gegen Bratislava keine Lust auf Ehrenrunde gehabt hatte. Wenigstens das gilt nach einem Treffen als ausgeräumt.

Der EHC versucht nun, mit Sonderaktionen den Besuch anzukurbeln. Derzeit bewirbt er eine „Streifenkarte“: Fünf Spiele sehen, vier bezahlen.

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