München – Die DEL ist eine heimtückische Liga. Ihr Tabellenbild täuscht klare Verhältnisse vor – die sich an einem Freitagabend auf dem Eis dann eben mal nicht einstellen. Der EHC München traf als Spitzenreiter der Deutschen Eishockey Liga auf den personell gerupften Letzten, die Bietigheim Steelers, sieglos in acht Matches – und die Partie wurde wider Erwarten kompliziert: München hatte Mühe, seine Überlegenheit umzusetzen und gewann lediglich mit 3:2 (1:0, 1:2, 1:0). Vor 2950 Zuschauenden ein zähes Mühen.
Der Vorjahresaufsteiger aus Baden-Württemberg, in dessen Team zwei ehemalige Münchner – Verteidiger Matt Maione und Stürmer Elias Lindner – stehen, verschanzte sich tief in seiner Zone und vor Cody Brenner, seinem Torwart. Das Defensivkonzept von Trainer Dany Naud ging auf, vors Münchner Tor kamen die Steelers aber lange Zeit nicht ernsthaft. Fast zwangsläufig ging erst einmal der EHC München in Führung. Justin Schütz freute sich narrisch über sein 1:0 (14.), weil es sein erstes Saisontor war, nachdem er in den vergangenen Spielen massives Abschlusspech gehabt hatte. Schütz braucht Erfolge, seine Karriere ist ins Stocken geraten. 2018 drafteten ihn die Florida Panthers, doch zu einem Vertragsabschluss mit dem NHL-Club kam es nicht. „Florida meldet sich schon noch bei ihm“, sagt Münchens Sportchef Christian Winkler, „Justin hatte das Pech, dass es in den zwei Corona-Jahren schwer war mit Camps, in denen er sich hätte zeigen können.“
Mit dem 2:0 durch Frederik Tiffels nach 22 Sekunden Powerplay (25.) schien die Partie endgültig in den vorgesehenen Bahnen zu verlaufen, doch dann schlichen sich Fehler ins Münchner Spiel. Mit Scheibenverlusten im Angriffsdrittel ermöglichte der EHC den Bietigheimern Konter, die diese durch Lepaus (26.) und Preibisch (35.) mit dem 2:1 und 2:2 abschlossen. Torwart Aus den Birken und Stürmer Kastner sahen nicht gut aus dabei. „Wenn man solche Fehler macht, muss man sich nicht wundern“, meinte Frederik Tiffels, erwartete fürs letzte Drittel aber „zehn bis 15 Schüsse – und da gehen auch welche rein“.
Das dauerte aber auch noch weitere elf Minuten. Dann schaffte es Jonathon Blum im dritten Nachstochern den Puck durch die Beine von Bietigheims Torwart Brenner zu bringen. Die Steelers selbst hatten keine Chance, den Lauf aus dem Mitteldrittel mitzunehmen. In den finalen 20 Minuten brachten sie keinen einzigen Schuss gezielt aufs Münchner Tor – und das ist eine noch größere Rarität als ein Sieg des Letzten beim Ersten. Aber mit insgesamt zehn Schüssen zu zwei Toren zu kommen, ist effektiv. GÜNTER KLEIN