Das erste Ziel heißt Gesundheit

von Redaktion

Biathletin Franzi Preuß will nach einer Saison zum Vergessen zu alter Form zurückfinden

VON PATRICK REICHELT

München – Das Ereignis des Sommers spielte sich für Franziska Preuß abseits der Öffentlichkeit ab. Gemeinsam mit Partner Simon Schempp baut die 28-jährige Biathletinnen an ihrem Domizil daheim in Ruhpolding. Das Holzhaus steht schon seit geraumer Zeit, ein paar Details im Inneren noch, dann steht dem Einzug nichts mehr im Weg.

Und dann hat Preuß ihn, den perfekten Rückzugsort, den die einstige Haagerin wohl vor allem im letzten Jahr nur zu gut hätte brauchen können. In einer Saison, in der schief lief, was nur schief laufen kann. Krankheiten und Verletzungen begleiteten sie von Monat zu Monat. Allein zweimal fing sie sich das Coronavirus ein. Nicht zu vergessen, dass Missgeschick im Dezember beim Weltcup in Frankreich als sie auf der Hoteltreppe ausrutschte und umknickte. Mittlerweile nimmt Preuß auch das mit Humor. „Ich habe mir neue, bessere Hausschuhe gekauft, dass mir das nicht mehr passiert“, sagte sie mit breitem Grinsen.

Das passt sicher ganz gut zu der bayerischen Frohnatur mit dem Chaplin-Motto „Ein Tag ohne Lächeln ist ein verlorener Tag“. Und doch sitzt die Pechsträhne der vergangenen Saison immer noch tief. Die Angst vor dem nächsten Missgeschick, vor dem nächsten Infekt ist ein ständiger Begleiter. „Weil es halt auch einfach so krass war“, sagte sie selbst.“

Vielleicht brauchte es schon eine einschneidende Veränderung beim deutschen Skiverband (DSV), um die Frau, die gesund jederzeit eine potenzielle Podestläuferin ist, in die richtige Spur zu bringen. Der DSV baute sein Trainerteam um. Seit dem Frühjahr nimmt sich der Norweger Sverre Olsbu-Röjseland, Ehemann der norwegischen Überfliegerin Marte Olsbu-Röjseland, der täglichen Arbeit mit den deutschen Frauen an. Und der ruhiger Skandinavier traf auch bei Franziska Preuß von Beginn an den richtigen Ton.

„Gerade als es am Anfang bei mir gesundheitlich noch nicht so gelaufen ist, hat er viel mit mir geredet, hat mir vermittelt, dass es überhaupt keinen Grund zur Beunruhigung gibt“, erzählte Preuß. Und die Botschaft kam an. „Er macht das richtig gut, ich bin absolut begeistert“, schwärmte sie. Zumal die Zollbeamtin bislang tatsächlich einen weitgehend reibungslosen Sommer erlebte. Und auch wenn die Vorbereitungsphase bis zum ersten Weltcup Ende November doch noch ein Weilchen dauert – so steigt doch die Hoffnung, dass Franziska Preuß vielleicht doch schon bald da anknüpfen kann, wo sie 2021 aufhörte, als sie im Gesamtweltcup (3.) und in den Einzelwertungen der Verfolgung (3.) und ihrer Spezialdisziplin Massenstart (2.) das Podium erreichte.

Was sich gut treffen würde, immerhin steht in dieser Saison auch eine Heim-WM in Oberhof ins Haus. Doch mit sportlichen Großzielen will sich die Frau, die einst über das Schnupper-Biathlon von Legende Fritz Fischer zur Skijagd kam, fürs Erste lieber nicht befassen. „Ich wäre schon glücklich, wenn ich mal wieder eine Saison gesund erlebe“, sagte sie, „alles andere kommt dann ja von selber.“

Vielleicht sogar ihr zweiter Sieg in einem Einzelwettbewerb. Den ersten hatte sie im Januar 2019 erlebt. Im Massenstart, daheim in Ruhpolding. Dort eben, wo nun das gemeinsame Haus mit Partner und Ex-Biathlet Simon Schempp steht. Man könnte das schon als ganz gutes Omen sehen.

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