Die „Eine-Million-Dollar-Frage“

von Redaktion

Positive Zwischenbilanz beim EHC München – nur im Penaltyschießen hakt es

VON GÜNTER KLEIN

München – Einer der Grundsätze, an denen sich Don Jackson sein ganzes Trainerleben lang orientiert hat, lautet: Die ersten zehn Spiele in einer Liga abwarten, dann weiß man, wo man steht, ob Transfers gepasst haben, ob die Mannschaft Zusammenhalt entwickelt. Elf DEL-Partien liegen mittlerweile hinter dem EHC München, ein Fünftel der Hauptrunde in der Deutschen Eishockey Liga. Eine erste Bilanz also.

Das Gesamtbild: München hat die meisten Tore erzielt (41), die wenigsten kassiert (23) und steht auf Platz eins der Tabelle. Lediglich einmal, bei der 3:6-Auftaktniederlage in Köln, blieb der EHC ohne Punkte. Von den großen Teams ist Mannheim den Münchnern am nächsten, die Adler haben sich nach schwachem Start gefangen. Meister Eisbären Berlin, das am Mittwoch (19.30 Uhr) bereits zum zweiten Mal in dieser Saison in die Olympia-Eishalle am Oberwiesenfeld kommt, kriselt vor sich hin – Tiefpunkt war die 2:4-Heimniederlage gegen Bietigheim. In der Champions Hockey League sind die Berliner im Gegensatz zu München, Straubing und Wolfsburg schon ausgeschieden.

Die Stärke: Don Jackson liest am Ende eines Abends immer den Spielberichtsbogen und freut sich, wenn viele Namen unter den Scorern auftauchen und idealerweise jede Reihe an den Toren beteiligt war. Bis auf den länger verletzten Trevor Parkes (erst zwei Einsätze) und den meist als Verteidiger verwendeten Maxi Daubner haben alle Stammspieler getroffen. Und sogar der in anfänglicher Personalnot aus der Akademie geholte Philipp Krenning (18). Die breit gestreute Offensivpower macht den EHC schwer berechenbar. Weil Don Jackson die Eiszeiten über vier Reihen verteilen kann, ist München auch für starke Schlussoffensiven gut – falls sie erforderlich sind.

Anders als in den Jahren davor läuft das Überzahlspiel vortrefflich, mit einer Erfolgsquote von 30,56 Prozent ist der EHC die Nummer eins in der Liga. In der Fairplay-Tabelle steht er mit einem Schnitt von 6,18 Strafminuten pro Partie auf Rang zwei – was verwundert, weil Trainer Jackson schon einige „unnötige Strafzeiten“ reklamiert hat.

Die Schwäche: Wenn ein Spiel in die Verlängerung oder ins Penaltyschießen geht, ist der EHC keine Bank. Am Sonntag in Düsseldorf gelang der erste Overtime-Sieg. Zuvor hatte man in Penaltyschießen in Frankfurt und am Freitag gegen Nürnberg verloren. Auch in der CHL erfolgte eine Niederlage (gegen Tappara Tampere) im Shoot-out. „Da sind wir“, unkte Jackson, „vielleicht das gerade schlechteste Team in Europa“.

Auffällig: Bei den beiden DEL-Penalty-Entscheidungen stand Danny Aus den Birken im EHC-Tor, von sechs Schüssen konnte er keinen einzigen parieren – was ungewöhnlich ist, denn im Eishockey hat der Torwart die klar bessere Chance. In der CHL war die starke Nummer eins Mathias Niederberger dran und hielt auch nur zwei von fünf Penaltys.

Woher die Penalty-Schwäche seines Teams kommt, nennt Don Jackson die „Eine-Million-Dollar-Frage“. Er lacht. Rätsel zu lösen macht ja auch Spaß.

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