Am Sonntag im „Doppelpass“ wurde die These aufgestellt, wenn ein Kader schon schwach sei, dann brauche er einen umso besseren Trainer, wolle er in der Bundesliga bestehen. Die Experten in der Talk-Runde schüttelten dazu heftig verneinend den Kopf und meinten, dass ohne Qualität bei den Spielern gar nichts zu machen sei. Aber vielleicht lag diese Haltung auch daran, dass die Trainerkarriere von Stefan Effenberg mit einer Station (Paderborn, 2. Liga, ein paar Wochen Theater, dann Ende) ein Desaster war und die von Markus Babbel sich in Australien verlaufen hat und er seit fast drei Jahren ohne Job in dieser Branche ist. Es kann gar nicht von der Hand zu weisen sein: Der Trainer hat einen enormen Einfluss darauf, wie seine Spieler sich präsentieren. Es gibt genügend Beispiele dafür, dass Trainer Mannschaften besser gemacht haben – und wenn es nicht so wäre, bräuchte man sie auch gar nicht.
Um zum FC Schalke 04 und zu Frank Kramer zu kommen: Der nun gefeuerte Allgäuer war absehbar nicht der richtige Mann. Die Einschätzung, die Gelsenkirchener seien „kein normaler Aufsteiger“, war von der Hoffnung königsblauer Nostalgiker getragen, doch sie hatte nie Substanz: Schalke leidet unter seiner eigenen Vergangenheit und den politischen Verwerfungen in der Welt, die ihn als Gazprom-Club stärker trafen als jeden anderen. Schalke ist in klammen Zustand ab- und mit nicht verbesserten Rahmenbedingungen wieder aufgestiegen. Die große Klasse kann der Kader nicht haben.
Frank Kramer hat bislang bei Vereinen gearbeitet, die in sportliche Not geraten waren: Hoffenheim, Greuther Fürth, Düsseldorf, Bielefeld – dauerhaft konnte er nirgendwo etwas bewirken. Zwischendurch war er im DFB-Nachwuchs. Ein kluger Analytiker, freundlicher Typ – doch kein Trainer, der mitreißt, überzeugt, einschwört. Man sieht bei ihm vor allem die Defizite.
Fair war es nicht, dass die Schalker Fan-Gemeinde ihm von vorneherein keine Chance einräumte. Doch letztlich hatten die Menschen auf den Rängen das Gespür für die Personalie Kramer, das den Entscheidern um Sportvorstand Rouven Schröder fehlte. Wer keinen tollen Kader hat, muss zumindest emotional stark sein. Dazu benötigt gerade ein Verein wie Schalke seine Fans. Mit Frank Kramer ist er gegen sie angetreten. Ein Fehler. Aber nun korrigiert.
Guenter.Klein@ovb.net